DIE REIFE ÄRA DES VEREHRTEN HODSCHA UBEYDULLAH

Er erzählte selbst:

- Ich war in der Zeit von Mirza Şahruh in Heri. Ich hatte kein Geld, auf dem Kopf trug ich ein zerrissenes Tuch. Wenn ich ein Stück festgebunden hätte, wäre ein anderes Stück zerrissen und würde runterhängen. Als ich eines Tages am Bazar vorbei ging, wollte ein Bettler etwas von mir. Ich hatte kein Geld abzugeben. Ich kam bei einem Koch vorbei, ich machte mein Kopftuch ab und sagte: „Dieses Tuch ist alt. Wenn sie Töpfe waschen, könnten sie sie damit trocknen. Nehmen sie dieses Tuch und geben Sie dem Armen einen Teller Essen.“ Der Koch sättigte den Bettler und nahm das Tuch mit großer Sorgfalt und legte es vor mich hin. Ich nahm das Tuch nicht und ging.

Er erzählte selbst:

- Ich diente vielen Menschen. Ich hatte nichts, weder ein Pferd noch einen Esel. Einmal im Jahr wechselte ich meinen Kaftan, aus dem die Baumwolle herausfiel. Alle 3 Jahre wechselte ich den Pelz und die Jacke.

Er erzählte selbst:

- In einem Winter saß ich mit Mevlana Misafir in einer Zelle, die direkt zur Straße ging. Der Boden der Zelle war tiefer gelegen als die Straße. Beim Regen kam das Wasser und der Schlamm in unsere Zelle. Morgens verrichteten wir unser Namaz in der Moschee. Meine Bekleidung und Unterwäsche waren so dünn, dass die Hälfte meines Körpers nicht warm wurde.

Er erzählte selbst:

- Ich hatte jetzt die Bedingungen für eine Gesellschaft vorbereitet. Man brauchte dafür aber tüchtige Menschen. Da die Menschen die Erleichterungen nicht zu schätzen wußten, verhielten sie sich gegensätzlich und zuwiderlaufend. Dieser Zustand war sehr enttäuschend. Ich hatte für eine gut funktionierende Gemeinde vieles auf mich genommen.

In der Fremde konnte ich für das Waschen und Reinigen nicht einmal zwei Krüge warmes Wasser erhalten. Bei den Sohbets des Scheichs ging ich in die Stadt, um zur Toilette zu gehen und die rituelle Waschung vorzunehmen. Ich dachte bei mir: Wie schön wäre es, wenn der Scheich sich um mich kümmern würde. Dann wäre alles leichter. Wenn das Wasser gefroren wäre, hätte ich meine rituelle Waschung mit warmem Wasser erledigen können. Aber es war leider nicht möglich.

Jetzt hatten wir eine trockene Zelle, Licht, Hamam und alles bereit. Aber sie streiten sich. Sie wissen die guten Bedingungen nicht zu schätzen.

Er erzählte selbst:

- In der Zeit von Mirza Şahruh gab es einen reichen Mann, der Vorsitzende der Goldschmiede. Er respektierte den Weg des ‘Hadschegan‘ sehr. Er wurde von dem Verehrten Muhammed Parisa gelobt. Ich lehnte die Einladungen zum Essen immer ab. Ich lehnte auch die Einladungen dieser Person ab. Es wurde Ramadan und diese Person kam zu mir und sagte: „In diesem Ramadan wirst du dein Fasten jeden Abend bei mir brechen.“ Ich entschuldigte mich! Aber er bestand darauf. Ich entschuldigte mich wieder. Daraufhin sagte er: „Wenn du den ganzen Ramadan über dein Fasten nicht bei mir brichst, soll sich meine Frau mit dem dreimaligen Verstoß scheiden lassen.“ Ich wusste, dass ich gezwungen war, seine Einladung anzunehmen. Ich bekam viel Unterstützung und Hilfe durch diesen Mann. Damals konnte ich mich nicht revanchieren. Erst später war ich dazu in der Lage. Aber er war gestorben. Ich hatte keinen anderen Ausweg, außer seinem Sohn zehntausend Dinar zu geben und einige Dienste zu erledigen.

Der Verehrte Hodscha Ubeydulla Taşkendi nahm in seinem ganzen Leben keine Geschenke an. Einer der Großen nähte eigenhändig aus weißer Lammwolle einen Kaftan und schickte ihn zu ihm. Er achtete sehr darauf, dass der Kaftan aus ehrlich erworbenem Geld war. Er sah ihn sich an und sagte:

„Es ist erlaubt und rechtens, diesen Kaftan anzuziehen, weil aus ihm der Geruch der Reinheit und Aufrichtigkeit kommt. Aber in meinem ganzen Leben nahm ich keine Geschenke an. Sagen sie dem Verehrten unsere Entschuldigung. Dieses Mal nehmen Sie ihn und überreichen Sie ihn unserem Verehrten als unser Geschenk.

Weit entfernt von unserer Stadt ging er durch eine Wüste. Vor ihm war die Infanterie und Kavallerie und viele Menschen. Das Wetter war extrem heiß. Von Weitem sah man einige schwarze Nomadenzelte. In der Nomadenfamilie sah man eine Lebhaftigkeit. Einige Leute hielten in den Händen irgendetwas und kamen dem Verehrten Hodscha entgegen. Der Führer war an erster Stelle und hinter ihm waren zwei Männer. Einer hielt in seiner Hand eine Ziege und der andere hatte in einer großen Holzschüssel Sauerjoghurt. Der Führer der Nomadenfamilie sagte dem Verehrten Hodscha:

- Diese Ziege ist rein und erlaubt und ist für Sie bestimmt. Das Joghurt ebenso. Ich bitte Sie, es anzunehmen.

Der Verehrte Hodscha sagte:

- Ich nehme von niemandem Geschenke und Versprechen an! Bringt die Ziege wieder zur Herde. Das Joghurt können wir gegen Geld annehmen.

- In der Wüste hat das Joghurt keinen Wert. Kein Mensch gibt für Joghurt Geld aus. Bitte! Nehmen sie es an!

- Wir können nicht einmal ein Teilchen annehmen.

Er gab seinem Diener ein Zeichen und ließ ihn für das Joghurt ein Stück Şahruhgold geben. Er probierte das Joghurt. Danach gab er es an die Kavallerie, Infanterie und die Anderen. So zogen Sie weiter.

Als der Verehrte Hodscha zweiundzwanzig Jahre war, schickte ihn sein Onkel, Hodscha İbrahim, von Taşkent nach Semerkant, um zu studieren. Der geistliche Zustand des Verehrten Hodschas hinderte das weltliche Studium. Aus dem Grund ging der Verehrte Hodscha zu den Sohbets der Heiligen des ‘Hadschegans‘. Zwei Jahre lang besuchte er die Gesellschaften der Großen in Maveranünehr

Im Alter von vierundzwanzig Jahren ging er nach Herat. Fünf Jahre lang besuchte er die Sohbets der Scheichs in Herat. Als er neunundzwanzig Jahre alt war, kehrte er in seine Heimat zurück. Für reines und erlaubtes Einkommen beschäftigte er sich mit der Landwirtschaft. Er schloss mit einem Mann eine geschäftliche Partnerschaft. In kürzester Zeit schenkte Allah ihrer Erde so viel Segen, dass sie einen Gutsverwalter engagieren mussten. Sie konnten die Arbeit alleine nicht mehr schaffen.

Das Eigentum, der Grundbesitz und das Einkommen des Verehrten Hodschas wurde soviel, dass das Rechnungswesen aus allen Nähten platzte.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Als dieser Bettler zum zweiten Mal die Schwelle des Verehrten Hodscha Ubeydullah mit seinem Gesicht berührte, teilte ein Nachfolger des Verehrten Hodscha mit, dass es mehr als 1300 Felder geben würde. An diesem Tage war er damit beschäftigt, weitere Felder zu kaufen. Alleine auf einem Feld mit dem Namen „Cuhyibar“ arbeiteten 3000 Landarbeiter.

Er erzählte selbst:

- Jedes Jahr gab ich an den Staatsrat des Herrschers Ahmed Mirza für die Ernte meiner Felder hunterttausend Batman als Steuern (1 Batman = 7698 gr).

Die Ernte, die man in die Speicher des Verehrten Hodschas gefüllt hatte, vermehrte sich, wenn man sie herausholte. Durch dieses Wunder hatten seine Anhänger noch stärkeres Rabıta zum Verehrten Hodscha.

Er erzählte über dieses Thema:

Unser Eigentum ist für die Armen. Darin liegt die besondere Eigenschaft unseres Eigentums.

Der Verehrte Hodscha hatte von Anfang bis zum Ende seines Reifungsprozesses, den Bekannten, den Unbekannten, Fremden und Feinden geholfen. Seine Güte kannte keine Grenzen. Seine Hilfsbereitschaft, ohne auf Unterschiede zu achten war überall sehr bekannt.

Er erzählte:

- Ich hatte die Dienste von 2-3 Kranken in der islamischen Hochschule „Mevlana Kutbüdden“ in Semerkant übernommen. Als ihre Krankheiten schlimmer wurden, verunreinigten sie ihre Betten. Ich wusch sie erst mit meinen Händen sauber und zog sie dann neu an. Das war meine Arbeit. Da ich der Krankheit sehr nah war, wurde ich angesteckt. Trotzdem wusch ich weiter die Patienten mit einigen Krügen Wasser sauber.

Er erzählte selbst:

- Als ich in Heri war, ging ich morgens früh zum Hamam und diente im Hamam den Moslems. Ich machte keinen Unterschied zwischen gut, schlecht, schwach, stark, schwarz, weiss. Damit man meine Dienste nicht belohnte, ging ich schnell weg. Da ich viele Male im Hamam diente, wurde mein Körper durch die Hitze und Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen. Aus diesem Grund hab ich kein Verlangen mehr nach Hamam.

Er erzählte selbst:

- Im Orden des ‚Hadschegans‘ verhält man sich nach der Notwendigkeit der Zeit. Das Zikir und Murakaabe verrichtet man, wenn man für die Dienste der Moslems frei ist. Durch die Dienste ein Herz zu gewinnen, hat den Vorrang vor Zikir und Murakabe. Einige gehen davon aus, dass Zikir, Murakabe und extra Andachten besser sind. Aber die Ernte der Dienste ist der Segen des Herzens, also viel wertvoller. Der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend und seine Anhänger haben wegen ihrer Bescheidenheit keine Dienste von Anderen angenommen. Sie zogen das Dienen vor. Man liebt notwendigerweise die Spender von Wohltaten. Je nach dieser Liebe ist die entsprechende Beziehung . Die Anhänger dieses Weges haben sich für die Hilfe und das Dienen der Menschen bereit gestellt, ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Das ist das Motto dieses Weges.

Er erzählte selbst:

- Dieser Weg wurde mir nicht durch die Tasavvuf- Bücher eröffnet, sondern durch die Dienste an den Menschen. Das ist der gängige Weg. Mein Weg gestaltete sich auch durch die Dienste. Wo ich etwas Nützliches für die Menschen sah, diente ich ohne zu zögern.

Der Verehrte Hodscha, ob einsam oder unter Menschen, achtete sehr auf seinen inneren und äußeren Anstand.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Als dieser Bettler Tag und Nacht in den Diensten des Verehrten Hodschas war, hatte er beim ersten Mal vier Monate und beim zweiten Mal acht Monate lang nicht ein einziges Gähnen gesehen. Ich sah kein einziges Mal, dass durch Husten oder Niesen etwas aus seinem Mund herauskam. Ich sah nicht, dass er sich schnäuzte. Ob alleine oder unter Menschen, sah ich ihn kein einiziges Mal im Schneidersitz sitzen. Mevlana Ebu Said war 35 Jahre in seinen Diensten. Er sagte: „Ich sah nicht, dass der Verehrte Hodscha die Schalen von Äpfeln, Birnen oder Trauben aus dem Mund herausnahm. Also, jeder, der ihn sah, kann bestätigen, dass man bei ihm weder etwas Unangenehmes oder etwas Widerliches sah.

Einer der Großen verbrachte die Nacht vor dem Audienzort des Verehrten Hodscha. Er sah mit großem Erstaunen, wie der Verehrte Hodscha Ubeydullah Taşkendi die ganze Nach auf den Knien saß ohne sich zu bewegen. Ohne eine einzige Regung bewahrte er seine Haltung. Die jungen Menschen jedoch wechselten alle Stunden ihre Sitzpositionen, obwohl sie jung und kräftig waren

Die Menschen, die in den Diensten des verehrten Hodschas waren, können seine Liebenswürdigkeiten und Segen nicht beschreiben. Er nahm all die Anstrengungen auf sich, um das Leben der Menschen zu erleichtern.

Auf einer Reise machten Sie am Fuße eines Berges Rast und bauten die Zelte auf. Es fing an zu regnen und in kürzester Zeit entstand ein Sturzbach. Der Verehrte Hodscha stellte fest, dass einige Zelte nicht bewohnbar waren. Dagegen war das Zelt des Hodschas groß und stabil. Der Verehrte Hodscha sagte, dass sein Zelt dreckig und ungenügend wäre. Mit diesem Argument holte er seine Mürids in sein Zelt hinein. Er selbst verbrachte die Nacht in einer Ecke. Die Mürids erfuhren erst am nächsten Morgen, dass der Verehrte Hodscha sie seiner eigenen Gemütlichkeit vorgezogen hatte.

An einem heißen Tag sah der Verehrte Hodscha auf einem Feld, dass seine Mürids keinen Schattenplatz hatten. Es gab aber wohl einen Schattenplatz, der für den Verehrten Hodscha bestimmt war. Damit die Mürids zu diesem Schattenplatz kommen sollten, stieg er mit dem Argument auf sein Pferd, dass er die Felder zu kontrollieren hätte, kam aber erst zurück als ein Schattenplatz nicht mehr von Nöten war.

Er erzählte selbst:

- Mein Onkel, der Verehrte Hodscha İbrahim, wollte, dass ich unbedingt studierte. Er schickte mich nach Semerkant. Als ich mit dem Studium begann, wurde ich krank. Sobald ich die Krankheit überstanden hatte, begann ich wieder zu studieren. Aber ich wurde wieder krank. Ich verstand, dass ich mit dem Studium nicht weitermachen konnte. Ich sagte meinem Onkel: „Lass mich mit dem Studium in Ruhe! Wenn nicht, werde ich an dem Studium sterben.“ Mein Onkel nahm meine Entschuldigung an und ließ mich in den Orden eintreten. Später versuchte ich nochmal zu studieren. Aber diesesmal hatte ich fürchterliche Augenschmerzen bekommen. Diese Schmerzen dauerten 45 Tage an. Am Ende hing ich das Studium an den Nagel, ich war gerettet.

Einer der Weisen aus Semerkant, Hodscha Fazlullah:

- Wir konnten die geistliche Reife des Verehrten Hodscha nicht verstehen. Wir wußten nur soviel, dass er nur sehr wenig weltliche Wissenschaften studiert hatte. Aber bei der Auslegung des Korans von Beyzavi stellte er uns solche Fragen, dass wir nicht in Lage waren, diese zu beantworten.

Er sagte einem Gelehrten mit dem Namen Ali Tusi:

 

- Es wäre unangebracht, dass wir in ihrer Anwesenheit reden. Sie sollten reden und wir hören zu.

Er bekam von Mevlana folgende Antwort:

- Es wäre anstandslos, wenn ich hier rede, wenn hier die Worte aus der Segensquelle direkt ohne Mittel zum Audienzort fließen.

Er erzählte selbst :

- In meinem ganzen Lebe sah ich keine größere Persönlichkeit als den Verehrten Seyyid Kaasım Abrizi. Ich ging zu vielen zeitgenössischen Scheichs. Von jedem einzelnen bekam ich einen Anteil, aber sie waren nicht dauerhaft oder ich ließ diesen Anteil. Ich war von dem Verehrten Seyyid so beeindruckt, dass ich ihn nicht verlassen konnte. Wenn ich vor seinen Audienzort eintrat, sah ich ihn, als würde sich das ganze Universum um ihn herumdrehen wie das Zentrum eines Kreises. Der Verehrte Seyyid befand sich auch in der Gesellschaft des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend. Er nahm seinen Anteil auch von dieser Gesellschaft. Nach seinem Verständnis war er auf dem Weg des ‘Hadschgans’. Er hatte einen Türsteher. Keiner durfte ohne seine Erlaubnis in den Audienzort hineingehen. Er ermahnte seinen Türsteher: „Wenn ein Junge aus Turkestan kommt, verhindere ihn nicht. Lass ihn herein. Wann immer er möchte, kann er mich sehen.“ Ich war durch diese Liebenswürdigkeit sehr geehrt. Ich besuchte jeden Tag die Schwelle des Verehrte Seyyid, aber nur alle paar Tage trat ich vor den Audienzort. Die Mürids des Scheichs wunderten sich über mich. Sie konnte nicht verstehen, warum ich ihn nicht jeden Tag besuchte, obwohl ich die Erlaubnis dazu hatte. Die Gesellschaft des Verehrten Seyyid war sehr geschmackvoll. Man wollte sich von dieser Gesellschaft gar nicht trennen. Wenn die Zeit gekommen war, dass die Gesellschaft auseinander gehen sollte, gab er seinen Mürids ein Zeichen zu Gehen. Aber mich forderte er nie auf, aufzustehen. Am Anfang fragte er mich: „Babu!... Wie heißt du?“ Er nannte seine Gefährten Babu. Er erfuhr durch mich, dass ich Ubeydullah heiße. Er sagte: „Lass sich dein Name bewahrheiten.“

Er erzählte selbst:

- Der Verehrte Seyyid Kaasım schaute das Ende eines Geschehens und der Menschen voraus. Viele Großen besaßen diese besondere Eigenschaft nicht.

Mevlana Feyzullah erzählte:

- Ich besuchte oft den Verehrten Seyyid Kaasım. Ich hatte so ein großes Interesse an Tasavvuf. Ich kannte keinen anderen Genuss. Deswegen blieb ich in dieser Gesellschaft, in der die Feinheiten von Tasavvuf erzählt wurden, bis morgens früh. Einmal saß ich in der Gesellschaft des Verehrten Seyyid Kaasım. Der Verehrte Hodscha Ubeydullah kam herein. Der Verehrte Seyyid empfing den Verehrten Hodscha Ubeydulla mit Sehnsucht und Achtung. Sie begannen, eine merkwürdige geheimnisvolle Sprache zu sprechen. Ich passte richtig auf. Wenn der Verehrte Hodscha Ubeydulla anwesend war, erzählte der Verehrte Seyyid Kaasım ohne seinen Willen über die feinen und empfindliche Themen. Bei solchen Gesprächen geschahen einige Erscheinungen und Zustände, die sonst nicht stattfanden. Eines Tages, nachdem der Verehrte Hodscha Ubeydullah die Gesellschaft verließ, sagte der Verehrte Seyyid Kaasım diesem Bettler: „Mevlana Feyzullah! Die Sprache dieser Gruppe Menschen (Hadschegans) ist sehr attraktiv und charmant. Es ist aber mit Zuhören nicht getan. Wenn du als Anteilbesitzer das Glück erreichen willst, lass den Saum dieses Jungen aus Turkestan nicht los. Er ist das zeitgenössische Wunder und eine würdevolle Schönheit. Aus ihm werden allmächtige Erscheinungen austreten und er wird die ganze Welt mit seiner Geistlichkeit und Verwaltungsmacht erfüllen.“ Durch diese Worte des Verehrten Seyyid Kaasım hatte ich ein Verlangen, die Reifezeit des Verehrten Hodscha Ubeydulla zu erreichen. In der Zeit des Herrschers Ebu Said kam der Verehrte Hodscha Ubeydullah aus Taşkent nach Semerkant. Ich ging sofort in seine Dienste. In kürzester Zeit stellte ich das fest, was der Verehrte Seyyid Kaasım voraussagte, die Reife und die Vollkommenheit seiner Persönlichkeit.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

Die Worte des Verehrten Hodscha über Seyyid Kaasım: „Er schaut das Ende eines Geschehens voraus.“

Er selbst wurde von dem Verehrten Seyyid Kaasım entdeckt , was seine Worte bestätigte.

Er erzählte selbst:

- Eines Tages sagte der Verehrte Seyyid zu mir: „Babu! Weisst du, warum in unserer Zeit die verborgenen Geheimnisse und die Wahrheiten wenig öffentlich werden? Weil in unserer Zeit sehr wenige Menschen geistliche innere Reinheit besitzen. Die Reife kommt durch die geistliche innere Reinheit. Die geistliche innere Reinheit kommt durch reines und erlaubtes Essen zustande. In unserer Zeit gibt es wenig erlaubtes Essen. Kaum ein Mensch besitzt die geistliche innere Reinheit. Wie kann man verlangen, dass von solchen Menschen heilige Erscheinungen austreten?“ Dann erzählte er über sich: „Als ich gesund war, nähte ich Käppchen und verdiente damit meinen Lebensunterhalt. Als meine Hand gelähmt wurde, verkaufte ich die Bibliothek, die mir von meinem Vater zurück blieb. Mit dem Geld trieb ich Handel. Dadurch verdiente ich meinen Lebensunterhalt.“

Er erzählte selbst:

-In einer Nacht sah ich mich im Traum auf einer großen Straße. Von dieser Straße aus gingen viele kleinere Wege. Plötzlich sah ich am Anfang eines Weges den Scheich Zeynüddin Hafi. Er hielt mich an und sagte: „Komm! Ich bringe dich auf diesem Weg zu meinem Dorf.“ Mein Herz wollte die große Straße nicht verlassen. Deswegen war ich nicht einverstanden. Danach kam der Verehrte Seyyid Kaasım auf dieser großen Straße. Er saß auf einem weißen Pferd: „Diese Straße führt in die Stadt. Komm, ich nehme dich mit und bringe dich in die Stadt.“ Er nahm mich auf sein Pferd und wir bewegten uns Richtung Stadt.

Der Verehrte Hodscha erzählte:

- Ich habe viele Größen aus der Ahnenreihe des Verehrten Nakşibend gesehen. Der Weg des Scheichs Zeynüddin Hafi kam mir nicht glänzend vor. Aber der Weg von Scheich Bahaeddin Ömer schien mir schön zu sein. Eines Tages ging ich in die Richtung von Scheich Bahaeddin Ömer. Ich kam an einer Kreuzung vorbei, an der man auf einem Weg zu dem Scheich Zeynüddin hinkam. Ich stand einen Moment da und entleerte mich von sämtlichen Anteilen. Ich hatte kein Verlangen nach Scheich Zeynüddins Richtung. Ich wollte in die Richtung des Scheichs Bahaeddin Ömer.

Eines Tages stand ich vor seinem Audienzort. Er fragte mich: „Was für Nachrichten gibt es in der Stadt?“ Ich sagte: „Es gibt zwei verschiedene wohltätige Ansichten.“ Und ich fügte hinzu: „Scheich Zeynüddin und seine Anhänger sagen: „Alles ist von Allah - Heme ez ost.“ Seyyid Kaasım und seine Anhänger sagen: „ Alles ist Allah - Heme ost.“ Was sagen Sie?“ Er neigte seinen Kopf und sagte: „Die Seite von Scheich Zeynüddin ist richtig.“ Um seine Aussage zu bekräftigen, erbrachte er viele Beweise. Ich sah, dass diese Beweise die Seite von Seyyid Kaasım und seinen Anhängern stärkten. Ich sagte: „Sie wollen die Seite von Scheich Zeynüddin und seinen Anhängern verteidigen, aber die Beweise, die sie bringen, rechtfertigen die andere Seite.“ Er versuchte wieder mit Nachdruck dagegen zu argumentieren. Aber wieder wurden durch die Argumente die andere Seite bestätigt. Am Ende verstand ich.

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah erzählte seine Begegnung mit dem Verehrten Mevlana Yakub Çerhi als Geschichte:

- Als ich in Heri ankam, hörte ich von einem schönen und gut bekleideten Ladenbesitzer über die Größe des Verehrten Mevlana Yakub Çerhi. Ich fühlte, dass mein Herz einfach zu ihm floss. Um den Mevlana zu finden, machte ich mich auf den Weg. Ich kam ziemlich weit. Ich hörte auch die Worte, die gegen ihn waren. Ich überlegte, ob ich weitergehen sollte oder lieber aufgeben. Da ich bereits eine weite Strecke hinter mir gelassen hatte, ging ich den Weg weiter. Als ich erstmals vor seinen Audienzort trat, machte er mir viele Komplimente. Später besuchte ich ihn ein weiteres Mal. Dieses Mal war er mir gegenüber sehr streng und hart. Zuerst konnte ich mir dieses gegensätzliche Verhalten nicht erklären. Später fiel mir ein, dass dieses gegensätzliches Verhalten auf dem Weg zu ihm entstanden war. Also, er gönnte mir seinen Segen, seine Gnade und seine Liebenswürdigkeiten. Da er Nachfolger des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend war, erzählte er mir von seiner Beziehung zu ihm. Anschließend streckte er mir seine Hand entgegen und sagte: „Komm!... Ergib dich!“ In dem Moment schaute ich sein Gesicht an. Ich sah auf seinem Gesicht einen weißen Fleck wie ein Leberfleck. Ich empfand dadurch eine Abscheu. Mein Herz wollte die Ergebenheit gar nicht. Er verstand meine Gefühle und zog seine Hand zurück. Da passierte ein großartiges Wunder. Das Gesicht des Verehrten Mevlana wurde plötzlich anders. Er bekam ein unbeschreiblich schönes Gesicht. Ich war durch dieses Wunder wie versteinert. Ich hielt mich mit großer Mühe zurück, ihn zu umarmen. Er streckte mir seine Hand noch einmal entgegen und sagte: „Der Verehrte Nakşibend hielt diese Hand und sagte: Deine Hand ist meine Hand, wer deine Hand hält, der hält auch meine Hand.“ Er wurde lauter: „Diese Hand ist die Hand des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend. Halte Sie!...“ Ich ergriff sofort seine Hand. Der Verehrte Mevlana erklärte mir die Methode des Ordens von ‘Hadschegan’ und ‘Verbannen und Beweisen.’ Danach sagte er: „Diese Methode wurde uns von unserem Mürschid beigebracht. Wenn sie aber die Interessenten durch die geistliche Ekstase erziehen wollen, müssen sie es selbst entscheiden.“ Einige Mürids haben den Verehrten Mevlana gefragt: „Sie erklären zuerst die Methode des Ordens, aber gleichzeitig lassen sie dem Bewerber die Freiheit, ihn mit anderer Methode zu erziehen. Wie geht das?“ Er antwortete: „Der Bewerber sollte mit seiner ganzen Kraft und Begabung vor dem Audienzort seines Mürschids auftreten. Für die Befugnismacht, die der Bewerber haben möchte, sollte die Grundlage dieser Befugnismacht bei ihm vorhanden sein. Aus dem Grund darf die Erziehungsmethode je nach Bewerber anders ausfallen.“

Der Verehrte Mevlana Nureddin Aburrahman Cami sagt in seinem Werk ‚Nefahat‘: „Der Verehrte Mevlana Çerhi zeigt den Hodscha Ubeydullah als Beispiel für einen Mürid und sagt: Der Bewerber sollte wie Hodscha Ubeydullah zu seinem Mürschid kommen, bereit wie eine Fackel, mit Öl und Zündschnur. Die einzige Arbeit ist die, mit einem Feuer die Fackel anzuzünden.“

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah erzählte weiter:

- Als ich von dem Verehrten Mevlana Yakub Çerhi die Genehmigung für die Erziehung der Mürids verlangte, erzählte er mir den Weg des Ordens von ‘Hadschegan‘ von Anfang bis zum Ende. Als er über die Regel von ‘Rabıta‘ erzählte, sagte er: „Wenn du diesen Weg erklärst, gib dem Bewerber nicht das Gefühl des Entsetzens. Überreiche die Aufgabe an diejenigen Bewerber, die gewillt und begabt sind.