HODSCHA ALİ RAHMİTENİ

Der zweite Nachfolger des Verehrten Hodscha Mahmud Encir Fagnevi und Hauptglied der Ahnenreihe. Sein Spitzname in der ‚Hadschegans‘ Ahnenreihe war ‚Azizan‘ (feiner lieber Heiliger). Er war der Kutup (Heiliger der Heiligen) seiner Zeit.

Kurz vor seinem Tod ernannte Hodscha Mahmud den Verehrten Azizan zu seinem Nachfolger und alle seine Anhänger wurden an den Verehrten Azizan gebunden. Seine Verbindung in der Ahnenreihe kam von dem Verehrten Şah-ı Nakşibend. Er war eine hohe Persönlichkeit und ausgestattet mit der Gabe, Wundertaten zu vollbringen.

Der Stoffweber...

Sein Sohn ist der berühmte Mevlana Abdurrahman Cami. In dem bekannten Buch von Mevlana Cami ‘Nefahat’ erzählt der Mevlana Celaleddin Rumi als der Stoffweber ‘Nessaç’ von Hodscha Ali. Er war aus der Provinzstadt Rimten ca. 10 km entfernt zu Buhara. Seine Grabstätte liegt in Harizem.

Er war der Zeitgenosse des Scheich Rukneddin Alaüddevle Semnani. Zwischen den beiden gab es Briefwechsel und Nachrichtenaustausch. Eines Tages schickte der Scheich Rükneddin einen Derwisch zu dem Verehrten Hodscha und stellte Fragen über drei Themen:

Die erste Frage:

- Ihr und wir passen auf, dass wir bei unseren Diensten für die Menschen keine Fehler machen. Ihr lasst die Menschen essen und trinken. Es ist also für Euch keine Anstrengung. Was Ihr auch habt, gebt Ihr an die Menschen weiter und die Menschen sind zufrieden. Wir dagegen haben Schwierigkeiten bei der Bewirtung. Obwohl wir mehr als viel anbieten, kommen jedoch viele Beschwerden von den Menschen. Was könnte der Grund sein?

Die Antwort:

- Für die Dankerweisung dienen Viele. Aber seinen Dienst als Dankerweisung zu betrachten, tun Wenige. Diese arbeiten dafür, dass sie ihre Dienste als Dankerweisung ansehen können.

Die zweite Frage :

- Wir haben gehört, das Sie von HIZIR erzogen worden sind. Wie ist das möglich?

Die Antwort:

- Es gibt unter den Dienern Allahs Verliebte. HIZIR ist verliebt in diese Verliebten.

Die dritte Frage:

-Wir haben gehört, dass Sie anstatt des geheimen Zikir das offene Zikir machen. Wie geht das ?

Die Antwort:

- Wir haben auch gehört, dass Ihr geheimes Zikir macht. Da wir es gehört haben, ist Euer Zikir nicht mehr geheim. Das Ziel des geheimen Zikir ist, dass die Menschen nichts davon mitbekommen. Ob man mit offenem oder geheimen Zikir berühmt wird, ist gleichbedeutend. Man könnte sogar sagen, dass das geheime Zikir der Heuchelei näher ist als das offene Zikir.

Über das Thema des offenen Zikir antwortete er einem großen Religionsgelehrten:

- Es ist ein bekanntes Hadith, ‚wenn Jemand im Sterbebett liegt, sollte er laut die Worte von Tevhid (La illahe illallah) erwähnen‘. Jeder Atemzug eines Derwischs zählt als sein letzter Atem. Darin liegt also die Weisheit des offenen Zikir.

Wieder fragte ihn ein großer Religionsgelehrter:

- Meint der Befehl von Allah, nämlich „Ihr solltet im Zikir Allah viel erwähnen“, das offene oder das geheime Zikir.

Er gab die Antwort:

- Das Zikir beginnt mit der Zunge und geht anschließend ins Herz. Das erste Zikir ist mühsam, förmlich und ermüdend. Aber das letzte Zikir, wenn es ins Herz eindringt, bewirkt, dass alle Organe mit ihren Zellen anfangen, Zikir zu machen. Dadurch erfährt man die Wahrheit der Meere. So ein Tageszikir gleicht bei Anderen dem Jahreszikir.

Er erzählte:

- Allah wirft in einer Nacht 360 Blicke in das Herz eines gläubigen Menschen. Das bedeutet, das Herz hat 360 Fenster zum Körper. Es sind die Fenster, die durch 360 Adern in das Herz eröffnet sind. Wenn das Herz durch das Zikir sprudelt, blickt Allah mit dem Segen direkt ins Herz. Der Segen Allahs verteilt sich über die 360 Adern in den ganzen Körper. Wenn das der Fall ist, betet jedes Organ für sich allein. Diese Gebete gehen wiederum ins Herz. Dadurch bekommt man die Gnade und den Segen Allahs.

Man hat den Verehrten Azizan gefragt:

- Was ist der Glaube?

- Sich sehnen und erreichen.

Er erzählte:

- In dem Vers des Korans ‚Bittet Allah um Vergebung‘ gibt es zwei Zeichen. Das erste Zeichen betrifft die Vergebung und das zweite Zeichen betrifft die Menschheit, deren Bitte angenommen wird. Sonst hätte Allah das nicht befohlen.

Er erzählte:

- Man soll Allahs Geboten folgen und sie praktizieren. Aber man soll sich damit nicht zufrieden geben. Man soll sich sagen „Ich habe viele Fehler und ich muss weiter die Gebote befolgen und praktizieren”.

Er erzählte:

- Ihr müßt euch in zwei Fällen in Acht nehmen, beim Essen und beim Sprechen.

Er erzählte:

- Eines Tages kam HIZIR vor den Audienzort des Verehrten Hodscha Abdülhalik Gucdevani. Der Verehrte Hodscha hat aus seinem Haus zwei Brote aus Gerste gebracht und bot es HIZIR an. HIZIR aß das Brot nicht. Hodscha sagte: Es ist erlaubt und ehrlich erworben. HIZIR sagte: Es ist richtig. Aber der Teig wurde von einem unreinen Menschen geknetet. Wir können es nicht essen.

Er erzählte:

- Wer die Menschen auf den rechten Weg einlädt, der muss wie der Erzieher eines wilden, reißenden Tieres sein. So ein Erzieher muss die Reflexe des wilden, reißenden Tieres kennen. Er behandelt es auch entsprechend.

Er erzählte:

- Wenn Mansur Hallaç einen Mürid von Hodscha Abdülhalik Gucdevani kennengelernt hätte, hätte er die enteprechende Erziehung genossen und er wäre geistlich weiter gekommen und er wäre vor der Hinrichtung gerettet.

Er erzählte:

- Ein Mürid muss sich sehr bemühen und enthaltsam sein, um sein Ziel zu erreichen. Es gibt aber einen Weg, der die Seele des Mürids am schnellsten auf die richige Fährte bringt. Falls der Mürid das Herz seines Mürschids gewinnt. Das Herz eines Mürschids ist der Blickpunkt Allahs.

Er erzählte:

- Beten sie mit Hilfe eines Mittlers, der frei von Sünden ist. Dieser Mittler ist der Freund Allahs. Zeigen sie gegenüber dem Mittler Liebe und Bescheidenheit, damit er für sie beten kann.

Man las dem Verehrten Hodscha einen Vers vor, in dem die Verliebten in einem Atemzug zwei Feste feiern.

Er gab die folgende Antwort:

- Der Verliebte feiert in einem Atemzug drei Feste. Bei der Andacht Allahs wird man erst von Allah eingeladen und dann angenommen. Es sind also zwei Feste. Dazu kommt das Zeichen der Zufriedenheit.

Scheich Rükneddin fragte den Verehrten Azizan:

- Als die Ansprache Allahs in der Urewigkeit angehört wurde, haben einige Seelen diese Ansprache mit ‚Ja‘ beantwortet. Aber am Jüngsten Tag wird auf die Ansprache Allahs keine Antwort gegeben. Was ist der Grund?

Er erwiderte:

- In der Urewigkeit wurde die Scharia angeboten. In Scharia gibt es Worte. Am Jüngsten Tag wird das Angebot zurückgezogen. Es gibt also keine Worte. Aus diesem Grund kommt die Antwort von Allah.

Allah teilt sich selbst mit: „Allah ist einzig und unerbittlich.”

Aus seinen Gedichten:

Vogel des Nefs gebunden deinem Dasein
Schütze ihn, dir ist er guter Freund
Bloß nicht losbinden, fliegt er sonst
Fangen kannst du ihn nicht, wenn er flöge

Bei Hodscha Ahmed Yesevi erwähnter Seyyid Ata war ein Zeitgenosse von Hodscha Azizan. Sie trafen sich ab und zu und unterhielten sich. Eines Tages wurde der Verehrte Azizan von Seyyid Ata anstandslos behandelt. In dieser Zeit kamen aus den Tiefen Asiens Plünderer. Sie raubten und plünderten die Stadt. Sie nahmen den Sohn von Seyyid Ata als Sklaven und zogen ab. Seyyid Ata dachte über seinen Fehler nach. Er verstand, warum sein Sohn enführt wurde, nämlich weil er sich dem Verehrten Azizan gegenüber ohne Anstand verhalten hatte. Um sich zu entschuldigen, bereitete er ein Gastmahl und lud den Verehrten Azizan ein. Der Verehrte Azizan verstand die Absicht von Seyyid Ata und kam zum Gastmahl. Die Anwesenden des Gastmahls waren große Persönlichkeiten und Religionsgelehrte. Der Verehrte Azizan war mit geistlicher Ekstase und mit der Befugnismacht ausgestattet.

Er langte nach dem Essen und sagte:

- Bevor nicht der gefangene Sohn von Seyyid Ata durch diese Tür kommt und sich zum Essen hinsetzt, wird Ali dieses Essen nicht anfassen.

Seine Hand blieb so in der Luft...Alle Anwesenden waren entsetzt...Der Scheich schaute das Essen an. Er war in Trance, sein Erscheinungsbild war imposant und würdevoll. Die Tür ging auf und das gefangene Kind lief hinein. Das Entsetzen unter den Anwesen war groß.

Man fragte das Kind:

- Wie konntest du entkommen?

Das Kind antwortete:

- Ich habe nichts bemerkt. Einige Plünderer haben mich gefangen genommen und festgebunden. Wir sind tagelang zurück in ihre Heimat gelaufen, doch plötzlich sah ich mich unter euch in meiner Heimat.

Die Anwesenden fielen dem Verehrten Azizan ehrfurchtsvoll vor die Füße; sie waren ihm ergeben.

Eines Tages bekam der Verehrte Azizan eine wichtige Persönlichkeit als Gast, doch es gab zu Hause kein fertiges Essen. Der Verehrte Azizan war betrübt. Er ging vor die Tür, als gerade ein Junge, der normalerweise ein Gericht aus Hammelhaxen verkaufte, vorbeikam. Der Junge brachte ihm das kalte Gericht in einem Topf.

Der Junge sagte:

- Ich habe dieses Gericht für sie und ihren Gast vorbereitet. Sie würden mich glücklich machen, wenn sie es annehmen.

Der Verehrte Azizan freute sich über dieses Essen sehr und machte dem Jungen Komplimente. Mit diesem Essen wurde der Gast bewirtet. Nachdem der Gast fortging, ließ der Verehrte Scheich diesen Jungen zu sich rufen:

- Das Essen, was du uns gebracht hast, rettete uns aus einer Notlage. Jetzt kannst du dir von uns wünschen, was du willst. Allah wird deinen Wunsch erfüllen.

Der Junge sagte:

- Ich möchte genauso sein wie Sie.

Der Verehrte Azizan antwortete:

- Es ist äußerst schwierig, wenn unsere Bürde auf dir lastet. Sie wird dich erdrücken.

Aber der Junge bestand darauf:

- Das ist mein einziger Wunsch auf dieser Welt. Ich möchte genauso wie Sie sein, nicht mehr und nicht weniger. Nichts anderes kann mich trösten, ich kenne keinen anderen Wunsch.

Der Verehrte Azizan sagte ja, so solle es geschehen. Er nahm die Hand des Jungen und sie gingen gemeinsam in einen einsamen Raum. Dort richtete er seinen Blick auf den Jungen und sein Herz auf dessen Herz. Kurz darauf begann sich der Junge zu verändern. Er fing langsam an, sowohl äußerlich als auch innerlich, genau so wie der Verehrte Azizan zu werden. Dieser Zustand dauerte 40 Tage an. Am 40. Tag starb der Junge durch die Bürde auf seinen Schultern, doch sein Wunsch ging in Erfüllung; er erwarb das ewige Glück.

Nach einem Zeichen aus der Welt der Verschollenheit wanderte der Verehrte Azizan nach Harizem aus. Als er vor den Toren der Stadt stand, schickte er zwei Derwische zu dem Herrscher der Stadt Harizem und sagte den Derwischen:

- Geht! Sagt dem Herrscher, dass ein armer Weber zu ihren Toren gekommen ist und in ihrer Stadt wohnen möchte. Wenn sie erlauben, komme ich in die Stadt hinein. Wenn nicht, kehre ich zurück. Genauso sollt ihr ihm diese Worte überbringen. Ihr verlangt von dem Herrscher ein Schriftstück mit einem Siegel über seine Entscheidung.

Die Derwische gingen zum Schloss des Herrschers und erzählten ihm genau das, was sie gehört hatten. Der Herrscher fand diesen Wunsch äußerst merkwürdig. Spöttisch ließ er den Derwischen das Schriftstück mit dem Siegel überbringen. Die Derwische gaben es ihrem Scheich ab. Der Scheich fand ein Haus in dem abgelegenen Stadtteil und zog ein.

Jeden Morgen ging er auf den Arbeiterbasar und lieh sich ein paar Arbeiter und sagte ihnen:

- Jetzt macht ihr eure rituelle Waschung und bis zum Nachmittag bleibt ihr in unserem Sohbet. Anschließend gebe ich euch euren Lohn und ihr könnt gehen.

Die Arbeiter betrachteten es als lukratives Geschäft. Die Menschen um den Verehrten Scheich wurden immer mehr, aber wer einmal an dem Sohbet teilgenommen hatte, konnte sich nicht mehr entziehen. Alle Menschen in der Stadt bekamen dies mit. Die Sohbets wurden so voll, dass die Menschen nicht mehr in das Haus passten. Nach kurzer Zeit stand ganz Harizem vor der Tür des Verehrten Azizan. Jeder wollte seinen Saum festhalten.

Das wurde in das Ohr des Herrschers geflüstert:

- In der Stadt ist ein Scheich aufgetaucht. Die ganze Stadt ist hinter ihm her und folgt ihm. Wenn es so weiter geht, werden die Anhänger viel zu viele. Dadurch steigt sein Ansehen und Ihr Ansehen sinkt. Man muss eine Lösung finden.

Der Herrscher gab den Erlass heraus, dass der Verehrte Azizan die Stadt verlassen musste. Daraufhin schickte der große Mürschid folgende Nachricht:

- Wir haben das Schriftstück mit dem Siegel, in dem steht, dass wir die Stadt betreten und hier wohnen dürfen. Wenn der Herrscher den eigenen Erlass mit dem Siegel leugnet, sind wir bereit, die Stadt zu verlassen.

Der Herrscher erinnerte sich an das Schriftstück, wollte sich jedoch nicht erniedrigen und leugnete dies nicht. Der Herrscher kam auch zu den Sohbets des Verehrten Hodschas und wurde ein leidenschaftlicher Anhänger Azizans.

Der Verehrte Azizan lebte 130 Jahre und hatte zwei Söhne, Hodscha Hard und Ibrahim.