DIE WEISHEITEN DES VEREHRTEN HODSCHA

Über die Frage der Reise:

- Der Verehrte Scheich Bahaeddin Ömer fragte mich: „Halten Sie für einen Anfänger eine Reise oder das Verbleiben an seinem Ort besser?“ Aus Anstand hielt ich mich für einer Antwort nicht würdig, doch er bestand auf eine Antwort. Daraufhin sagte ich: „Für einen Anfänger ist die Reise herzzerstörend, sonst nichts. Die Reise würde ihm dann gut tun, wenn er die Besonnenheit erreicht hat. Nach meinem Verständnis ist eine Reise für einen Anfänger nicht angemessen. Man sollte ihn in eine Ecke setzen und ihm die Besonnenheit beibringen. Es ist in seiner Situation besser, in seiner gewohnten Umgebung zu bleiben. Gleichzeitig beobachten ihn seine Gefährten, Freunde und Feinde. Sie verhindern, dass er etwas Schlechtes tut. Einige Große vertreten die entgegengesetzte These. Sie meinen, dass der Anfänger durch die Reise seine schlechten Angewohnheiten und unnötigen Bindungen ablegen könnte. Außerdem vertreten sie die Meinung, dass die Reise das Elend und die Enthaltsamkeit ersetzen könnte. Aber so eine Reise von Land zu Land wäre dann sinnvoll, wenn man nach einem Mürschid sucht. Wenn jemand aber den Mürschid gefunden hat, ist sein Platz bei dem Saum seines Mürschids. Nach einer gewissen Entwicklung könnte die Reise sich als nützlich erweisen. Die Großen von ‚Hadschegan‘ vertreten auch diese These. Wenn der Mürschid in der gleichen Stadt des Mürids lebt, braucht er überhaupt keine Reise. Man reist so lange, bis man einen Mürschid findet.“

Wieder über die Frage der Reise:

- Der Verehrte Beyazid-i Bestami machte sich in seinem anfänglichen Zustand aus Bestam auf den Weg, um das Sohbet eines Heiligen zu erreichen. Dieser sagte ihm: „Geh zurück! Du hast deinen Wunsch dort zurück gelassen, wo du hergekommen bist.“ Der Verehrte Beyazid kehrte zurück. Er hatte eine alte Mutter. Er diente seiner Mutter, um ihr Einverständnis zu bekommen. Dieses Einverständnis der Mutter war eben sein Wunsch. Der Verehrte Muhiddin-i Arabi erklärte die Absicht dieses Scheichs, der zu Beyazid-i Bestami „Geh zurück!“ befahl, so: „Die gewünschte Persönlichkeit hat die Fähigkeit ‚Zeit und Raum‘ bis in die kleinen Details zu kennen. Der Scheich ließ dieses Geheimnis Beyazid-i spüren und machte ihm deutlich, dass man nicht weite Strecken reisen muss, um seinen Wunsch zu erfüllen.“

Über die Frage des Nichtvorhandensein und der Bescheidenheit:

- Der Bewerber sollte, um das Nichtvorhandensein zu erreichen und sich mit dem Nichtvorhandensein zu vermischen, sein Nefs bescheiden halten und so lange daran arbeiten, bis er auf dem Spiegel der Auflösung und des Nichtvorhandenseins das Gesicht Allahs ansehen kann.

Über die Frage des Glücks durch Pein und Qual:

- Wer von der Pein und der Qual der Menschen kein Wohlgefallen empfindet, bekommt keinen Geruch von dem Wissen eines Allahkenners. Für einen Allahkenner ist der absolute Täter bzw. Urheber Allah. Wenn von dem Geliebten den Liebenden etwas zukommt, was auch immer, muss man es hochhalten.

Über die Frage des Nefsbrechens:

- Wenn über jemanden Schlechtes erzählt wird, wird der Betroffene traurig und betrübt. Das liegt aber in der allgemeinen menschlichen Natur. Was aber ein Derwisch braucht: Er muss diese Gefühle von Traurigkeit und Trübseligkeit aus seinem Herzen herauswerfen. Das schafft er aber erst, wenn er Allah erreicht hat. Das geht auch nicht nur mit Zikir und Murakabe. Der eigentliche Eingang des Weges zu Allah beginnt also mit dem Hinauswerfen solcher Gefühle aus dem Herzen.

Über die Frage von Mühsal und Elend:

- Nichts ist wirksamer, als das Herz durch Mühsal und Elend zu reinigen. Das Herz wird durch Mühsal und Elend rein und pur. Durch diesen Prozess wird der Schleier zwischen Allah und dem Diener verfeinert. Nach einem Hadith wurde das größte Elend zuerst dem Propheten gegeben, danach den Heiligen. Diese These vertrete ich auch.

Über die Frage der Falle Allahs:

- Jemand ging auf der Straße. Er sah, wie ein Hund auf seinem Weg schlief. Um an dem Hund vorbeizukommen, hob er den Hund hoch, ging vorbei und legte den Hund wieder auf seine Position zurück. Wenn er nach dieser Handlung die gleichen Gefühle wie zuvor besitzen würde, wäre dieser Zustand für ihn eine heilige Falle. Wenn er seinen Zustand und Zufriedenheit durch diese Tat nicht verliert, muss er dafür dankbar sein.

Wieder Heilige Falle:

- Es gibt zwei heilige Fallen. Die eine gilt für die untere Schicht, die andere für die obere Schicht. Für den einfachen Menschen der unteren Schicht gilt: Macht er im Verrichten seiner Dienste Fehler, wird der Anteil trotzdem nicht weniger. Für den gelehrten Menschen der obere Schicht gilt: Macht er bei Themen den Anstand betreffend Fehler, bleibt seine geistige Verliebtheit und der Zustand trotzdem weiter bestehen.

Das Verhältnis ‚Hadschegans‘:

- Wenn man nach dem Verhältnis von ‚Hadschegan‘ arbeitet, müsste die Erziehung des Bewerbers so aussehen, dass er, falls er beim Weizenhandel in einen Streit geraten würde und dadurch bluten sollte, in seiner inneren Geistlichkeit durch Pein und Elend kein Unbehagen fühlen dürfte. Er müsste sogar Lust empfinden. Er müsste dem Bösen verzeihen. Er darf von seinem Verhältnis nicht getrennt werden.

Die Frage der Erscheinung:

- Allah umfasst die gesamten Existenzen durch die Erscheinungen. Es gibt viele Menschen, die sich in eine Ecke zurückziehen. Man nennt das ‚Halvet‘ oder ‚Uzlet‘. Was für eine Entschuldigung haben sie dafür? Wenn sie all die Erscheinungen für wertlos und Aberglauben halten, sind sie leider unwissend. Wenn sie aber alles für rechtens halten, warum tun sie nicht das, was nötig ist? Es gibt Menschen, die sich auf der Stufe ‚Summe‘ (Cem - Vereinheitlichung der Vielfältigkeit) befinden. Sie haben alle ihre Kräfte in der Auseinandersetzung mit der Welt aufgebraucht. Sie sind entschuldigt und eine Ausnahme.

Scham und Schleier:

- Das Geheimnis der Menschen, die das Verhältnis ‚Hadschegan‘ tragen, liegt darin, dass sie sich als Liebende, die der Einladung des Geliebten zur Einsamkeit folgen, immer in Schamgefühl zum Geliebten befinden. Trotzdem bewegen sie sich unter den Menschen als würden sie den Menschen nahe stehen.

Wieder Scham und Schleier:

- Die Anmut des ‚Hadschegan‘ Verhältnisses hat ein solch großes Ausmaß, dass die Kraft der Liebenswürdigkeit (Anmut) verhindert, selbst in Erscheinung zu treten. Man sieht in allen Erscheinungen die gleiche Schönheit. Wenn man sich ihnen zuwendet, ziehen sie sich hinter den Schleier und Scham zurück, noch eine Anmut dieses Verhältnisses. Dieses Verhältnis verhindert, einem Hund „scht“ zu sagen. Das Verhältnis könnte verloren gehen.

Niemals vom Gegenteil:

- Es ist bekannt, dass alles mit seinen Gegenständen sichtbar ist. Demzufolge ist das Gegenteil von mitmenschlichem Umgang mit Allah zusammen zu sein. Der Widerwille in den Gegensätzen verursacht ein Interesse in die geistliche Richtung. Aus diesem Grund geben sich die Kenner der Ahnenreihe mit Menschen ab. Sie wollen das Gegenteil erreichen und ihre Herzen ganz fest an Allah binden.

Verhältnis:

- Wenn auf dem Weg der ‚Hadschegan‘ einem ein Verhältnis in seinem Herzen aufgehen würde, sollte er lieber denen, die nicht das gleiche Verhältnis tragen, aus dem Weg gehen, weil das sonst sein eigenes Verhältnis schmälern würde. Auch wenn der Konfliktpartner fromm und asketisch ist. Askese und Frömmigkeit sind ein leuchtendes Verhältnis, und doch ist es problematisch, wenn sie mitdem heiligen Licht nicht zusammenpassen. Das würde sich in der inneren Welt des Bewerbers als fehlerhaft auswirken und ihn von seinem Verhältnis, das für ihn am höchsten ist, herunterstufen.

Sohbet:

- Ihr solltet mit denen, die euch mit ihrer Überheblichkeit überlegen sind und euch aufschlingen können, kein Sohbet machen. Ihr solltet euch von denen, die eure Zeit verschwenden, fernhalten.

Die Begierde nach der Frau:

- Wenn ein Bewerber auf diesen Weg kommt und ihm der Wunsch zu heiraten anhaftet, sollte er um Vergebung bitten. Wenn sein Wunsch damit nicht vorrüber geht, sollte er fasten und weniger essen. Wenn dies auch nicht hilft, soll er auf Friedhöfe gehen und von den Toten eine Lehre ziehen. Wenn auch dies nicht hilft, sollte er aus seinem Inneren die Hilfe von Herzenskennern erbitten. Man erhofft damit, dass er die Wollust beherrscht.

Vermählung:

- Es gibt zwei Arten der Vermählung für Hohe und Niedere, einerseits die der Propheten und Heiligen und andererseits die der Menschen der Unterschicht. Durch die eine Art der Vermählung nähert man sich Allah stark an. Die andere vervollständigt das tierische Dasein. Es gibt eine Gruppe, die zwischen den beiden steht. Denen kann man keine Vermählung empfehlen. Ich habe eine Sünde; wenn ich 500 Jahre lebte und jeden Moment um Vergebung beten würde, könnte meine Sünde nicht wieder gutgemacht werden. Diese ist meine Vermählung.

(Diese Worte von dem Verehrten Hodscha passen nicht zu denen der Großen des gleichen Weges. Diese Ansicht gibt nicht die Natur der Dinge wieder. In der Vermählung gibt es ein großes Geheimnis nach der Natur des Propheten) N.F.K.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Die Vermählung ist durch den Koran und Hadith gefördert. Die Worte des Verehrten Hodschas sollte man von der positiven Seite kritisieren: Er predigt nicht für alle Menschen gleich geltende Bedingungen. Er empfiehlt es einigen Menschen je nach ihrem Verlangen. Es gibt heutzutage solche Bedingungen in Zeit und Raum, dass es für die Betroffenen eine viel bessere Alternative ist, sich von Frauen zurückzuhalten.

Leidenschaft:

- Ich sah einen Mann, der sich in der Leidenschaft einer Schönheit befand. Wohin diese Schönheit auch ging, folgte er ihr. Bei den Tieren ist es genauso. Was soll man erwarten, wenn der Mensch mit einem Tier Gemeinsamkeiten hat. Die Worte der Ratgeber beeindrucken die Leidenschaftlichen nicht.

Zikir:

- Wer sein Herz an Allah gegeben hat, braucht kein Zikir. Ziel des Zikir ist, dass das Verhältnis zustande kommt und das die geheime Liebe offenkundig wird. Die Sache ist die, dass man sich von diesen und jenen Worten rettet und nur den Geliebten erwähnt.

Feinheit:

- Wenn dieses Verhältnis bei Jemandem im Herzen eine Spur hinterlässt, sollte der Scheich mit ihm sehr feinfühlig umgehen und gut darauf achten, dass in sein Herz nichts Widerliches kommt. Der Scheich muss sich dem Mürid liebevoll zeigen. Wenn der Mürid widerliche Gefühle erfährt, wird die Liebe ausradiert. Wenn die Liebe ausradiert ist, geht das Verhältnis verloren.

Wieder Feinheit:

- Wenn jemand in den Sohbetkreis dieser Gruppe eintritt, sollte er sich unfähig und hilflos zeigen, um von ihnen Güte und Gnade zu erfahren.

Einsamkeit in der Gemeinschaft:

- Einsamkeit in der Gemeinschaft (Halvet der Encümen) bedeutet, dass deine Ohren den Krach der Menschen auf dem Basar nicht hören. Es ist nicht leicht, dies zu erlangen. Einige denken, es wäre ganz einfach. Der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa trug, obwohl er die innere und äußere Reife erreicht hatte, immer die Bücher von ‚Hadschegan‘ bei sich.

Besorgnis (ins Herz fallende gegensätzliche Gefühle):

- Man sollte die Bersorgnis exakt untersuchen und sich mit ihr auseinandersetzen. Diese Haltung ist der Ahnenreihe des Abdülhalik eigen. Sie bewahren jeden Atemzug auf und setzen sich äußerst vorsichtig damit auseinander.

Wahrnehmung durch den Genuss:

- Ziel unseres Weges ist, dass das Herz mit Genuss und Geschmack Allah erfährt. Am Anfang erreicht man dies Ziel durch gute Taten und Handlungen. Am Ende hat diese Arbeit keinen Wert mehr. Der Sinn wird Teil des Herzens, er gehört dem Herzen.

Verständnis (Yakın):

- Man muss so ein Verständnis haben, dass weder Wasser es schmelzen, noch Feuer es verbrennen können. Wenn ein Mensch den Weizen in- und auswendig kennt, kann man sein Wissen nicht ändern. Aber wenn ein Mensch keinerlei Wissen über Weizen besitzt, kann man den Weizen ihm beschreiben so viel man will, es setzt sich nicht im Gedächtnis fest.

Zustand innerer Geistlichkeit:

- Wenn jemand in seiner inneren Geistlichkeit eine Beziehung und ein Verhältnis für diesen Weg spürt, sollte er es als ein Geschenk Allahs annehmen und das hierfür Erforderliche tun. Um dies zu verwirklichen, muss er sein ganzes Dasein diesem Weg widmen. Es ist durch den Forscher erwiesen, dass das Gewissen der Kopf der Wünsche ist. Etwas zu wünschen erscheint durch das Gewissen. Wenn Allah in einem Herzen nicht erscheint, würde der Wunsch nicht aktiv werden. Wenn z.B. jemand an einem Fenster vorbeigeht und am Fenster eine Schönheit sieht, erweckt diese Schönheit bei ihm ein Verlangen und natürlich wird dieses Interesse der Kopf des Wunsches werden.

Intelligenz:

- Die Intelligenz eines Bewerbers ist so viel wert, wie er die Wahrheit dieser Gruppe Menschen versteht.

Eigentümliche Wahrnehmung:

- Liebenswürdigkeiten und Murakabe sind keine Frage. Die Frage ist all die Arbeit zu einem Ziel zu bringen und reine eigentümliche Wahrnehmung zu besitzen.

Wohltat:

- Man soll die Wohltat lieben, nicht die Freude und die Gesellschaft. Die Wohltat geschieht willentlich. Freude und Gesellschaft sind jenseits des eigenen Willens. Die Freude und die Gesellschaft wird durch Wohltaten vorbereitet und angetrieben.

Sohbet:

- Wenn euch von unserem Sohbet Freude und Sachverhalt erreichen, solltet ihr weitermachen. Wenn im Gegenteil Mühe und Überdruss eintritt, solltet ihr lieber nicht kommen.

Worte:

- Der Mensch sollte sich in die Inhalte der gehörten Worte begeben. Wenn man nur äußerlich zuhört, bringt es gar nichts. Das Wort hat ein Gesicht. Allah zeigt das denen, die Güte besitzen. Allah hat nämlich den Verstand zusammen mit Worten geschickt, nicht mit Ekstase und Befugnis.

Erscheinungsspiegel:

- Die Sprache ist der Spiegel des Herzens. Das Herz ist der Spiegel der Seele. Die Seele ist der Spiegel der menschlichen Wahrheit. Menschliche Wahrheit ist der Spiegel von Allah. Die Wahrheit der Verschollenheit kommt Schritt für Schritt zur Sprache. Von da aus erreicht sie in Worten die talentierten Ohren.

Schöne Worte:

- Schöne Worte sind das, was der Zuhörer von dem Sprecher hört. Es sind die Worte der Heiligen.

Erinnerung:

- Die Großen waren mir in zwei Sachen gnädig. Die erste ist: was ich auch sage, sollte neu sein, wie eine Perle im Ozean, die von keinem Taucher vorher gesehen wurde. Die Zweite ist: was ich sage, soll ohne Widerrede geschätzt werden.

Die Methode:

- Wenn ich wüsste, dass ein Ketzer Worte ausspricht nach den Methoden der Großen des ‚Hadscheganweges‘, würde ich dies als großes Glück empfinden und mich sofort zu ihm gesellen.

Wissenschaft:

- Es ist möglich, dass man Grammatik in einer Woche lernt. Ich habe nachgedacht: Es wäre schön gewesen, wenn man das Derwischtum in einem Buch zusammengefasst hätte und man es in einer Woche gelernt haben könnte. Im Grunde ist es in der Wirklichkeit sehr einfach. Man soll den Spiegel des Herzens von der Welt abwenden und auf Allah richten.

Das Wesentliche:

- Das Wesenliche der weltlichen Wissenschaft ist die Auslegung der Hadithe und islamisches Recht. Deren Wesentliches ist Tasavvuf. Das Wesentliche des Tassavuf ist das Dasein. Man sagt: Alle Erscheinungen auf den Stufen zielen auf dieses Dasein. Dieses Dasein zeigt sich auf der Welt durch seine eigene Wissenschaft. Dieses Thema ist äußerst fein und präzise. Dieses Thema mit Verstand und Feinheit zu behandeln, wäre eine ketzerische Äußerung (Küfür). Es gibt auf der Welt mit Schweinen und Hunden viel Schmutz und Elend. Das Thema des Daseins auf diese Weise zur Sprache zu bringen und weiter auszudehnen, wäre ein großes Vergehen und eine Gemeinheit. Es auszugrenzen und als Ausnahme zu sehen, würde das Maß minimieren. Also die Aufgabe der Angehörigen des ‚Hadschegan‘ ist es, all das Durcheinander im Verstand an eine Seite zu legen und sich der Säuberung und der Reinlichkeit der inneren Geistlichkeit hinzugeben. Wenn die innere Geistlichkeit zu leuchten beginnt, gewinnt der Spiegel der Seele Freude und erst dann erscheint die Wahrheit auf diesem Spiegel. Die Wahrheit des Daseins wird dadurch offen gelegt, aber diese Wahrheit kommt nicht zur Sprache.

Und er las ein Gedicht vor:

GEDICHT

Bereit dein Pfeil und Bogen beobachtest du deine Beute
Suche weiter in der Ferne, in dir ist die Beute
Ich bin dir näher als du dir selbst, sagt Allah! Nicht gewusst!
Was du als fern annimmst, steckt im Hirn und in deiner Wahrnehmung

Reife:

- Auf diesem Weg wissen die Gereiften lange Zeit nicht, dass sie gereift sind. Es ist wie bei der Wassermelone, die unter der Sonne reift. Nur der Gärtner kennt ihren Zustand.

Der Verehrte Hodscha sagte diese Worte dem Autor von ‚Rinnsal‘. Er fing an zu weinen und als Reflektion fing er auch an zu weinen. Anschließend kamen sie ins Gespräch:

Der Verehrte Hodscha:

- Woher sind sie?

- Ich bin in Sebzevar geboren, aber in Heri aufgewachsen.

Der Verehrte Hodscha:

- Man erzählte eine Geschichte über die Stadt, in der du geboren bist. Ein Sunnit aus Sebzevar saß an der Seite einer Mauer. Er hob seinen Kopf und sah über der Mauer einen Rafizi, der unter seinen Füßen die Namen zweier Freunde des Propheten, des Verehrten Ebubekir und Ömer, aufgeschrieben hatte. Sein Ziel damit war, ihn zu beleidigen. Der Sunnit wurde durch dieses Bild betrübt. Er zog sein Messer und stach ihm in den Fuß. Der Rafizi fing an zu schreien „Lauft hierher. Ein Sunnit stach mich mit einem Messer.“ Viele Rafizis kamen herbei, um den Sunniten zu bestrafen. Der Sunnit sah sich um, er hatte keine Chance. Er würde umgebracht werden. Ihm fiel eine List ein: „Halt mal! Ich werde euch die Wahrheit erzählen. Ich ruhte mich an dieser Mauer aus. Auf meinem Kopf spürte ich etwas. Ich hob meinen Kopf und sah, wie diese Namen auf meinen Kopf gestellt worden waren. Ich bin auch einer von euch. Ich konnte diese Namen auf meinem Kopf nicht dulden. Ich habe mich so aufgeregt, dass ich die Füße gar nicht wahrgenommen habe. Ich zog mein Messer und stach auf dieses Etwas ein. Jedoch waren es die Füße von einem von uns.“ Daraufhin ließen sie diesen Mann frei und küssten seine Hände. Aus so einer Stadt kommst du also!

- Ja, mein Herr!

Einer der Scheiche kam an einen Ort , wo sich viele Rafizis aufhielten. Ein Haufen Rafizis kam ihm entgegen und sie schimpften über den Verehrten Ebubekir. Die Anhänger des Scheichs wollten einen Rafizi zusammenschlagen. Der Scheich erlaubte dies aber nicht. Er sagte: „Lasst!... Der Ebubekir ist nicht der Ebubekir, über den sie so schimpfen. Sie haben in ihren Köpfen einen imaginären Ebubekir erfunden und ihn beschimpfen sie als Feind der Familie des Propheten Allahs. Wenn es so einen Ebubekir gäbe, hätten wir auch geschimpft.“ Daraufhin kamen die Rafizis auf den richtigen Weg. Sie baten um Vergebung und küssten die Hände des Scheichs.

Und der Verehrte Hodscha fragte den Autor von ‚Rinnsal‘:

- Wer ist dein Vater? Womit ist er beschäftigt?

- Sein Name ist Mevlana Hüseyin, ein Prediger.

- Es ist ein mir bekannter Name. Ich habe gehört, er sei eine reife und schätzenswerte Persönlichkeit. Seine Predigt ist beliebt, sowohl von der unteren Schicht als auch von der oberen Schicht.

Die Frage über die Abgeleitete Sache (Bidat):

- Als Scheich Zeynüdden Hafi und der Meister des Verehrten Mevlana Yakup Çerhi, Mevlana Şahabeddin Seyrami, nach Semerkant kamen, wurde er gebeten, eine Predigt zu halten. Der Verehrte Mevlana Muhammed Attar Semerkanti, einer von ‘Hadschegans’ Großen, befand sich auch dort. Mevlana Şahabeddin nahm das Angebot an. Bevor er auf die Kanzel stieg, küsste er die Schwelle der Stufe. Als Mevlana Muhammed Attar dies sah, stand er auf und verließ die Gesellschaft. Mevlana Şahabeddin sah wie er hinausging und er stieg, bevor er mit der Predigt begann, von der Kanzel herunter und folgte Mevlana Muhammed Attar nach draußen. Er holte ihn ein und fragte: „Was für eine Unanständigkeit ist passiert, dass sie, ohne die Predigt zu hören die Gesellschaft verlassen haben?“ Die Antwort war: „Wir arbeiten unter Menschen, damit keine abgeleiteten Sachen(Bidat) geschehen! Wie und wo haben sie es erfunden, vor dem Besteigen der Kanzel die Schwelle zu küssen? Steht diese abgeleitete Sache in einem Buch oder in Sunna oder haben alte Imams es so gemacht? Wenn ein Gelehrter wie Sie es macht, wie können wir in dieser Gesellschaft bleiben?“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Nachdem ich von dem Verehrten Hodscha diese Worte gehört hatte, ging ich nach Hause. Ich begab mich zu der Gesellschaft, in der mein Vater predigte. Ich sah meinen Vater wie Mevlana Şahabeddin die Schwelle küssen, bevor er die Kanzel bestieg. Zu Hause erzählte ich ihm das, was ich vom Hodscha gehört hatte, nämlich die Geschichte von Mevlana Şahabeddin und Muhammed Attar. Er weinte und sagte: „Es ist der Rat des Verehrten Hodscha an mich, durch deinen Mund“. Danach hütete er sich vor ausschließlich abgeleiteten Sachen (Bidat). Er war mit seinen Handlungen von da äußerst vorsichtig.

Die Predigt und das Maß:

- In Semerkant fand ich die Predigten von zwei Menschen erfreulich. Einer davon war Mevlana Seyyid Aşık, der andere Mevlana Ebu Said Taşkendi. Mevlana Seyyid Aşıks Enthaltsamkeit war sehr extrem. Hunger und Durst waren ihm in sein Gesicht geschrieben. Er konnte sehr gut predigen. Viele Male habe ich ihm, an einer Seite stehend, zugehört. Ein Heiliger sah in seinem Traum eine Gruppe von Menschen. Diese Gruppe von Menschen wollte den Verehrten Moses sehen. Aber sie sahen den Seyyid Aşık auf sie zu kommen. Es gefiel mir auch Mevlana Şemsüddin als Prediger und seine Predigt. Als Mevlana Şemsüddin predigte, fing er an, zu weinen. Ich wollte genau wissen, warum er weinte. Aufmerksam hörte ich zu. Er sagte: „Das Thema war Şahruh. Er galt als muslimischer Herrscher. Wie ich hörte, wurde einer seiner Gefährten beschuldigt, mit einer Dienerin ein Verhältnis gehabt zu haben. Er wurde auf den Befehl von Mirza hin von einem Minarette herunter geworfen und starb. Diese Strafe hat mit dem Maß von Scharia nichts zu tun. Zunächst muss festgestellt werden, ob das behauptete Delikt fest bewiesen ist oder nicht. Wenn ja, ist es nicht die richtige Strafe. Es gibt in der Scharia nicht solche Strafen wie das Herunterwerfen von Minaretten oder Tötung. Solange die Schuld nicht fest bewiesen ist, gilt der Beschuldigte als unschuldig. Wie kann man diese Grausamkeit eines Moslems erklären? Diese Handlung ist gegen die Scharia“. Da verstand ich, warum er weinte. Religiöse Persönlichkeiten wie er empfinden Schmerz, wenn die Scharia nicht beachtet wird. Die Scharia ist über alle Zeiten hinaus gültig.

Die Gefühle Güte und Erbarmen:

- Der Scheich Ebu Osman Hayri bat seinen Scheich, Ebu Hafes Haddat, um Erlaubnis, vor den Menschen predigen zu dürfen. Sein Scheich fragte: „Was ist der Grund für dieses Verlangen?“ Er antwortete: „Den Menschen gegenüber Erbarmen und Güte.“ Der Scheich fragte nochmal: „Nach welchem Maße den Menschen gegenüber Erbarmen und Güte?“ Er antwortete: „Mein Erbarmen und meine Güte gegenüber den Menschen ist so wertvoll, dass ich damit einverstanden wäre, für sie wegen ihrer Sünden in die Hölle zu gehen.“ Der Scheich sagte: „Es ist schätzenswert, wenn solche Leute predigen!“ Er setzte sich neben die Kanzel und machte sich bereit, um Osman Hayris Predigt zuzuhören. Bevor Ebu Osman mit seiner Predigt anfing, sprach ein armer Bedürftiger laut und verlangte etwas zum Anziehen. Ebu Osman zog seinen Taler aus und gab ihn ihm. Sein Scheich Ebu Hafaz schrie ihn an: „Du Lügner, komm herunter von der Kanzel.“ Ebu Osman kam herunter und fragte seinen Scheich: „Warum bin ich denn ein Lügner? Würden sie es mir sagen?“ Der Scheich antwortete: „Du bist aus dem Grund ein Lügner, weil du die gute Tat selbst getan hast. Hättest du den Menschen gegenüber Erbarmen und Güte, hättest du die gute Tat anderen überlassen, anstatt sie selbst zu tun. Du hättest warten müssten, bis sich ein Gewillter meldet. Erst wenn sich niemand gemeldet hätte, hättest du deinen Talar abgegeben!“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Eines Tages kam mir ein Gedanke: Wenn man mich predigen lassen würde, was wären mein Thema und meine Absicht? Deswegen ging ich in die Gesellschaft eines Großen. Er sagte: „Jemand kam zu einem Großen und sagte, dass er predigen möchte und fragte mit welcher Absicht er predigen solle. Der Große antwortete: die Absicht darf nicht Sünde sein. Diese Antwort ist richtig. Es ist Sünde, wenn man einen Rat vorzeitig gibt. Man versteht aus dieser Antwort, dass die Worte etwas sehr Hohes sind. Es müssen Zeit und Raum stimmen. Jetzt zeige ich die Zeit und den Raum: Die Großen des Ordens forschten über dieses Thema sehr umfassend. Die Worte zu sprechen ist schätzenswert, wenn die Zunge mit dem Herzen und das Herz mit Allah ist.“

Berechtigung (von Erlaubtem Nutzen ziehen) und Mühsal (Müheaushalten):

- Die Großen schätzen es, wenn man nicht auf seiner Berechtigung beharrt, sondern sich auf den Weg der Mühsal begibt. Sie laufen vor Berechtigungskennern davon. Die Berechtigung ist für die Schwachen. Der Weg ‚Hadschegan‘ hängt von Mühsal ab. Sogar ohne Mühsal und ohne Achtsamkeit gekochtes Essen und nass gemachtes Wasser beinhaltet Finsternis und Schmerz.

Musik:

- Einige Tasavvufkenner lauschen der Rohrflöte (Ney). Der Grund ist, dass sie durch die Melodie ein Verlangen empfinden. Dieses Verlangen ermöglicht, sich dem eigentlichen Ziel zu nähern, indem man die menschlichen Angewohnheiten durch die Musik hinter sich lassen kann. Einige gelehrte İmams verboten dies. Der Grund ist, das es möglich ist, dass die Menschen durch die Musik hinter ihrem Nefs her gehen und die Musik dabei behilflich wird, schlechte Handlungen zu begehen.

Heuchelei:

- Eines Tages trat jemand vor dem Audienzort so auf, als würde er in sich eintauchen. Er dreht sich zu ihm um und trug zwei Verse vor

GEDICHT

Tu nicht so Blendwerk rauschende Vereinigung
Wir sind Kenner des zeichenlosen Schahs.

Befugnismacht:

- Der Mürschid sollte den Mürid essen können. Man meint damit, dass er ins Innere des Mürids gelangt und alle schlechten Eigenschaften aufisst. Er radiert das Böse aus. Dafür bringt er das Gute, das ist Befugnismacht.

Rede an die Gefährten:

- Einige von euch, wer auch immer, erfahren mindestens 20 mal, vielleicht noch öfter, Befugnismacht und Anteile. Jedes mal, wenn ihr hinaus geht, verliert ihr sie, ihr könnt sie nicht aufbewahren. Wenn einem Menschen eine Heiligkeit anvertraut wird, muss er wissen, dass sie sehr wertvoll ist. Vergängliches Dasein soll gereinigt werden, die Finsternis soll fort, das Licht soll herein.

Wieder Anrede:

- Meine wenigen Tage Leben sind für euch die Gelegenheit, euch an Allah zu binden. Was wollt ihr nach mir machen? Seht diese Gelegenheit als Allahs Geschenk. Ihr sollt zu schätzen wissen, dass das letzte Bereuen nichts nützen wird.

Rabıta:

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Diesem Bettler brachten sie die Methode des Zikir bei und sagten: „Tu die Fremden aus deinem Herzen heraus, behalte einen Platz im Herzen deines Lotsens. Der Wunsch deines Scheichs sei deiner, deiner sei seiner. Erfahre! den Weg der Auflösung von ihm damit du bei Allah die Auflösung erreichen kannst!

Blick:

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Ich blickte oft auf das heilige Gesicht des Verehrten Hodschas. Eines Tages fiel es ihm auf und er sagte: „Ein Ehrerbietiger blickte oft auf das heilige Gesicht des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend. Der Verehrte Hodscha warnte den Ehrerbietigen, dass er nicht so oft auf sein Gesicht blicken sollte, sonst würde er sein Herz dem Wind freigeben. Er brachte ihm bei, worauf man schauen sollte. Der Blickpunkt ist zwischen den beiden Augenbrauen des Mürschids. Der Mürid ist dafür verantwortlich, die Überzeugung zu bewahren, dass sein Mürschid all seine Zustände sieht und weiß. Dadurch erfährt er die Größe und die Würde seines Mürschids, das wiederum reinigt die innere Welt des Mürids.

Der Weg der Rettung von schlechten Besorgnissen und Gefühlen:

- Es gibt drei Wege, sich vor Besorgnissen und vor der Versuchung des menschlichen Nefs zu retten. Der Erste ist, hinsichtlich der Wohltaten und Andachtsübungen selbst fleißig zu sein. Der Zweite ist, eigene Kraft aus dem Spiel zu ziehen und zu wissen, dass alles von Allah kommt und die Gebete, ständige Fürbitten und das Anflehen für die Rettung nicht ausser Acht zu lassen. Der Dritte ist, Zuflucht zur Weisheit eines Mürschids zu suchen. Selbstverständlich ist dieser Weg der zweckmäßigste, sich zur geistlichen Weisheit zu wenden.

Enthaltsamkeit:

- Zu viel Hunger und Schlaflosigkeit schwächen das Gehirn. Aus diesem Grunde sollte man die Enthaltsamkeit nicht übertreiben, sonst entstehen bei den Entdeckungen Irrtümer. Die Wachsamkeit mit Freude und Erleichterung stärkt die Konstitution. Daher ist es wichtig, den Schlafbedarf zu decken. Der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend zeigte durch ein Beispiel diese Wahrheit: Er ließ einige Mürids, die in zu viel Enthaltsamkeit lebten, ein leckeres Essen verspeisen und befahl, bis zum nächsten Morgen gemütlich zu schlafen. Am nächsten Morgen kamen alle munter und frisch zum Verehrten Hodscha und machten ihre Aufgaben gesundermaßen. Der eigentliche Leitwert dieses Weges liegt im Geheimnis der Mäßigung, um die Übertreibung und die Faulheit zu vermeiden.

Zikir:

- Zikir ist so eine Hacke, mit der man im Herzen das fremden Unkraut und die Gefühlsdornen säubert.

Wieder Zikir:

- Du sollst so ein Zikir machen, dass weder ein Bad in der Heiligkeit und ein Paradiswunsch, noch Höllenangst an deiner Seele vorbei kommen und die Wachsamkeit und der Schlaf sollen nicht zu unterscheiden sein und der Teufel soll die Tür des Herzens verschlossen vorfinden.

Sohbet:

- Wenn Sohbet dafür ist, um Allah zu wissen und nicht für die nutzlosen Gespräche, wäre das ein Paradies.

لَا يَسْمَعُونَ فِيهَا لَغْوًا
Lâ yesmeune fihâ lağven

Dieser Vers bedeutet, die Menschen, deren Herzen mit der Liebe Allahs erfüllt sind,stehen im Dialog mit Allah und für Allah.

Allah verstehen:

- Nach der Ansicht der Forscher ist Allah weder durch die Wahrnehmung noch mit dem Verstand zu begreifen. Der Weg, Allah zu verstehen, ist zu. Ein vollständiger Verstand begnügt sich mit keiner Erklärung, Allah zu verstehen. Es ist von dem Verstand nicht anzunehmen, dass man in aller Ruhe Allah verstehen könnte.

Seele:

- Die Seele war in ihrer eigentlichen Heimat, der unmittelbaren Wahrnehmung, zuhause. Man hat sie zur vergänglichen Welt geschickt und in kleine Bedürftigkeitskäfige des Lebens gesteckt. Bei einigen besteht der Wunsch, zur Heimat zurückzukehren, heraus aus dem Gefängnis. Im Vordergrund steht, einen Ausweg zu suchen. Dadurch ist es verständlich geworden. Das menschliche Dasein ist der Grund, dass sie diese Qual erfährt und sie sucht nach einem Ausweg. Wie sollen die Menschen das Dasein verstehen ohne Ziel und ohne Weg.

Dienerschaft:

- Dienerschaft ist, Allahs Gebote durchzuführen und die Verbote zu vermeiden. So wendet sich die Dienerschaft zu Allah. Der Unterschied zwischen Dienerschaft und Andachtsübung ist, dass die eine im Herzen und die andere in Handlungen erscheint.

Gebete und ihr Wesen:

- Die Absicht der Erschaffung des Menschen ist, für Allah zu beten. Das Wesen der Gebete ist es, in allen Zuständen Allah zu erfahren.

Muhammeds Himmelfahrt (Mirac):

- Mirac ist auf zweierlei Arten zu betrachten, einmal auf weltlicher Ebene und einmal auf geistlicher Ebene. Das bedeutet auf der einen Seite von schlechten Eigenschaften zu guten Eigenschaften zu kommen. Auf der anderen Seite steht die Abwendung von der Außenwelt hin zu Allah.

Zusehen:

- Das Zusehen richtet sich einmal in die Weite und einmal in den Kreis des Herzens. Zusehen in der Weite heißt, den Gesuchten außerhalb seines Umkreises aufzusuchen. Zusehen in seinem Kreis heißt, Aufsuchen in der Umgebung seines Herzens.

Wissenschaft:

- Es gibt zwei Wissenschaften: die weltliche Wissenschaft und die Ledünwissenschaft. Die weltliche Wissenschaft bekommt man mit Fleiß, die Ledünwissenschaft ist ein Geschenk von Allah, das man ohne Fleiß bekommt.

Lohn:

- Es gibt zwei Löhne: Zufriedenen und nicht zufriedenen. Zufriedenen Lohn bekommt man ohne Gegenleistung wie Allahs Geschenk. Nicht zufriedenen Lohn bekommt man gegen eine Leistung.

Gelehrter und Heiliger:

- Es sind ganz andere Angelegenheiten. Wenn einer die Wissenschaft der Grammatik kennt, nennt man ihn Wissenschaftler der Grammatik, man kann aber nicht Heiliger der Grammatik sagen. Aber wenn der Heilige die Regeln der Grammatik einhalten und benutzen würde, zeigt er die Eigenschaft der Grammatik. Er ist also der Kenner der Grammatik. Das gilt auch für Tevhid Wissenschaft. Wenn ein Gelehrter von Tevhid erzählt, bewegt er sich innerhalb der Scharia und die Themen ‚Allah an sich‘, Handlungen und Eigenschaften erklärt er duch Analysen und Forschung. Wenn jemand das Ganze in seinem Herzen lebt und weiß, dass die Erscheinungen der Menschen von Allah kommen und Allah als einzigen Urheber akzeptiert, ist dieser Jemand ein Heiliger.

Das eigene Ich:

-Die Menschen nehmen an, dass die eigentliche Reife des ICH, wie der Mansur sagte, ‚Allah bin Ich‘ bedeutet. Die Menschen wissen nicht, dass man den Wert und sein Inhalt des eigentlichen ICHs abschaffen muss.

Nicht der Regel anpassen:

- Die eigentliche Arbeit ist es, sich von allen Regeln loszulösen. Wenn jemand mit ‚Allah an sich‘ geehrt ist, passt er sich keiner Regel an.

Absolute Auflösung:

- Absolute Auflösung bedeutet, sich in Allah aufzulösen. Aber derjenige behält seine Eigenschaften und Zustände. Das heißt nicht, dass er unbewusst ist. Die absolute Auflösung verbannt seine Eigenschaften und seine Handlungen durch den geistlichen Genuss. Er verbannt sie bei sich, beweist sie aber bei Allah. Für die Großen des Tasavvuf gibt es keinen Streit zwischen ‚Verbannen und Beweisen‘. Z.B. der Kaftan, den ich trage, ist bei mir vorrübergehend und gehört einem anderen, aber ich weiß davon nichts. Wenn ich es aber erfahre, hätte ich kein Interesse mehr an dem Kaftan, obwohl ich ihn immer noch anhabe. Also all die Eigenschaften, die ein Mensch an sich hat, sind vorrübergehend und geliehen. An Hand dieses Beispiels sollte der Mensch eine Lehre ziehen, bis sich das Herz allem entzieht außer Allah. Seine Zuneigung richtet sich auf die absoluten Eigenschaften und das Dasein des Besitzers.

Vereinigung:

- Die Vereinigung meint, ständig mit Achtsamkeit bei Allah zu sein und die Verbundenheit zu genießen. Wenn eine kleine Vergesslichkeit vorkommt, soll man schnell durch eine Mahnung zur Verbundenheit zurückkehren. Wer diesen Sachverhalt inne hat, ist seit seiner Kindheit durch die Vereinigung geehrt.

Wieder Vereinigung:

- Vereinigung heißt, dass das Herz durch Genuss Allah erreicht und mit Allah zusammen ist. Das ist das Ende der Vereinigung. Wenn dieser Sinn andauert, dauert auch die Vereinigung an.

Immer Vereinigung:

- Der Verehrte Bahaeddin Nakşibend sagte: “Wir haben das Ende zum Anfang gebracht.“ Die Absicht dieser Aussage ist das Geheimnis der Vereinigung und er sagte: „Wir vereinigen uns nur, nichts anderes, wer nicht mit uns ist, soll die Vereinigung allein erreichen.“ Und er sagte weiter: „Wenn ihr dieses Verhältnis geschätzt hättet, würdet ihr die Steine auf euren Köpfen tragen.“ Er sagte: „Seit langer Zeit seid ihr bei unserem Sohbet. Was haben wir dadurch gewonnen, hat das etwa Allah genutzt?“ Und er sagte: „Wir leiden unter den Menschen, aber die Menschen werden durch uns glücklich.“ Und er sagte: „Wenn ein Mensch glaubt, durch seinen Ruin würde die Welt ruiniert, wäre das eine Allahlästerung, weil er dadurch überheblich ist. Was sollen wir tun und wie sollen wir es erzählen?“

Bei Allah bereit sein, Allah erreichen:

- Wenn Zikir im Herzen eine Routine wird und der Mensch ständig in diesem Zustand ist, heißt dieser Zustand ‚Bei Allah bereit zu sein‘, aber nicht ‚Allah erreichen‘. ‚Allah erreichen‘ heisst, Mürschid und Lotse loszuwerden und sich mit ‚Allah an sich‘ vor dem Audienzort Allahs zu befinden.

Unmittelbare Wahrnehmung:

- Auf dieser Stufe des großen Heiligen geht die unmittelbare Wahrnehmung nicht verloren. Wenn sie verloren ginge, würde er (der Heilige) in noch höherer unmittelbarer Wahrnehmung verschmelzen.

Wahrnehmung, Entdeckung:

- Die Offenbarung ist eine Entdeckung; sie entsteht durch zwei Arten: Die eine ist, dass man im Jenseits mit den weltlichen Augen das absolute Gesicht Allahs (Cemal) sehen wird. Die andere ist, dass man immer kundig in seiner inneren Ruhe ist und die Verschollenheit sieht und als Fühlender die pure Liebe empfindet. Die reifen Menschen versuchen diesen Zustand zu erreichen.

Was ist der Zweck?:

- Was ist der Zweck dieser Arbeit? Ist es die unmittelbare Wahrnehmung oder das Nichtvorhandensein? Ist es die innere Ruhe oder die Auflösung? Einige Große hielten die innere Ruhe und die unmittelbare Wahrnehmung höher. Aber in Wahrheit ist es die Auflösung und das Nichtvorhandensein, weil die Abhängigkeit von der inneren Ruhe und unmittelbaren Wahrnehmung eine andere Gefangenschaft ist.

Sichtbarkeit:

- Sichtbarkeit hat zwei Teile: Der eine ist, die Heiligkeit Allahs an sich ohne äußerliche Erscheinungschleier zu sehen. Der andere ist die Erscheinungen auf der Leinwand unmittelbar wahrzunehmen. Das nennen die Tasavvufkenner ‘in der Vielfalt die Einheit wahrzunehmen’. Der Herr des Universums war nach seinem Prophetendasein auf dieser Stufe der ‘Sichtbarkeit’.

Der, der die Worte aussagt:

- Ich wundere mich über denjenigen, der sagt: „Schau nicht, wer das sagt, schau lieber, was er sagt.“ Er sollte es so sagen: „Schau nicht, was er sagt, schau lieber, wer das sagt.“ Der Sprecher hinter den Gestalten ist Allah.

Die Eigenschaften:

- Allah hat die Güte gezeigt und ein wenig der Eigenschaften an seine Diener abgegeben. Durch diese Eigenschaften hat Allah die Diener an sich verbunden. Das Ergebnis überließ Allah seinen Dienern, die diese Eigenschaften benutzen würden. Ein reifer Diener muss sich dessen bewusst sein, dass diese Eigenschaften nicht zu ihm gehören. Er muss diese Eigenschaften am rechten Platz und für seinen Schöpfer benutzen, um das Einverständnis des Schöpfers zu erlangen. Das ist Derwischsein. Die Menschen schätzen diese Bedeutung nicht ab.

Gegensatz:

- Die Tasavvufkenner sagen: „Das Dasein ist Einzig, es gibt nichts Anderes“. Wenn man dieses Maß ohne Gegensatz nur in EINS versammelt, warum kämpfen die Gläubigen und Ungläubigen noch? Als Antwort kamen einige Verse aus Mesnevi.

GEDICHT

Wenn die Farblosen von Farben gefangen werden
Kämpft Moses gegen Moses
Wenn die Farblosen kämen, ginge Gegensatz
Moses und Pharau werden vereint

Das Geheimnis des Schicksals:

- Wer das Geheimnis des Schicksals kennt, ist behaglich. Er sieht alles im Nichtvorhandensein. Was auch immer erscheint, hält er rechtens. Also warum Hektik und Leiden? Was kann das Wasser eines Flusses anderes tun, außer ins Meer zu fließen?

GEDICHT

Gewusst! Schatten zu sein vom Original
Legst du Sorgen weg von Tod und Leben

Wer seine Existenz im ‚Nichtvorhandensein‘ (Madum) sieht, befindet sich in einer Ruhe, weil er verstanden hat, dass hinter dem Abbild Allah steht, wie oben genanntes Wasser im Fluss. Wenn ein Wassertropfen weiß, dass er ins Meer fließt, ist er von allen Sorgen gerettet.