MEVLANA ABDÜRRAHMAN CAMİ 

Sein Spitzname heißt İmadüddin, sein berühmtester ist Nureddin. Im Dorf Cam wurde er im Jahr 817 n.H. geboren. Seine Ahnentafel geht bis zum Verehrten İmam Muhammed zurück, der mit dem Verehrten İmam-ı Azam Ebu Hanife verwandt ist. Der Verehrte İmam Muhammed war berechtigt, aus dem Koran und aus Hadithen Urteile zu ziehen (ein großer Müctehit).

Mevlana Cami kam in jungem Alter nach Herat. Dort begann er in der islamischen Hochschule Nizamiye zu studieren. In seinen jungen Jahren fiel er durch seine Intelligenz unter den Gelehrten und Schülern auf. Er begriff die Themen und die Fragen so gut, dass er seinen Lehrern überlegen war. Einer seiner Lehrer sagte über ihn: „Seit Semekant existiert, hat diese Stadt solche talentierten und intelligenten Schüler wie den junge Cami nicht gesehen.“ Er beschäftigte sich mit der Astronomie. Er war darin so gut, dass die Gelehrten sich über ihn wunderten. Eines Tages kam ein Kommitee von Wissenschaftlern in die Stadt. Die Gelehrten dieses Ausschusses stellten einige Fragen an den jungen Cami. Er beantwortete die Fragen aus seiner Perspektive. Die Gelehrten und Forscher, die sich ihr ganzes Leben lang mit diesem Thema beschäftigten, blieben sprachlos. Sie wunderten sich über den Wissensstand des Jungen. Sie erklärten dieses Phänomen so: „Wir haben verstanden, das auf dieser Erde übersinnlicher und heiliger Hauch existiert.“

Einige erklärten dieses Phänomen so: „Das Wissen, das von Mevlana Cami erscheint, kommt durch den Segen von den Großen des ‚Hadschganweges‘, die den Verstand des Mevlana Cami unterstützen.“ Tatsächlich! Das Wissen, wie es der Mevlana Cami hatte, bekommt man nicht durch Fleiß und Arbeit (Kisbi), sondern durch den heiligen Segen (Vehbi).

Er sagte:

- Ich wurde von keinem Gelehrten unterrichtet, dass ich mein Wissen auf den Gelehrten oder Unterrichtenden zurückführen konnte. Ich konnte die Fragen aus einer Quelle in mir wie selbstverständlich beantworten. Die Gelehrten haben keinen Anteil an meinem Wissen. Ich bin in der Tat ein Schüler meines Vaters, keines Anderen.

Eines Tages nahmen ein paar Freunde ihn und brachten ihn zum Wesir des Herrschers Mirza Şahruh. Er wollte eigentlich gar nicht mitgehen. Aber die Freunde drängelten Mevlana Cami mitzugehen. Sie alle warteten ziemlich lange vor der Tür des Wesirs. Nachdem sie sich mit dem Wesir getroffen hatten, kehrten sie zurück. Auf dem Rückweg sagte er seinen Freunden: „Es ging bis hierher, nicht weiter. Von jetzt an seht ihr mich nicht mehr bei solchen Vorführungen.“ Nach diesem Ereignis sah man Mevlana Cami weder vor der Tür der Offiziellen noch vor anderen Menschen. Er war auch nicht wie die anderen Schüler, die auf der Kruppe eines Pferdes hinter ihrem Lehrer ritten.

Am Anfang seines Weges verliebte er sich in ein Mädchen. Eine leidenschaftliche Liebe erfasste ihn. Er fand keinen Ausweg. Endlich verließ er die Stadt Herat und zog nach Semerkant um. In Semerkant gab er sich seiner geistlichen Reife und den Büchern hin. Die Liebe warin seinem Herzen unlösbar verknotet. Er war nicht in der Lage, sie zu lösen oder auszuradieren.

In einer Nacht träumte er von dem Verehrten Mevlana Alaeddin Kaşgari. ImTraum sagte er ihm: „Binde dich zu einem Geliebten, dass du keinen Ausweg findest, ihn zu verlassen.” Dieser Traum brachte Mevlana Cami wie ein Orkan durcheinander. Er ging sofort nach Horasan bzw. nach Herat. Er trat vor den Audienzort und ergab sich. In kürzester Zeit erreichte er die hohen Stufen des Weges. Man sagte über ihn mit Bewunderung: “Der Weg ‘Hadschgans’ hat diesen Jungen erstaunlicherweise ergriffen und in die Höhen gebracht.“

Der Verehrte Mevlana Sadeddin führte vor dem Namaz auf dem Hof vor der Moschee in Herat mit seinen Gefährten Gespräche. Wenn der Mevlana Cami an ihnen vorbei ging, schaute der Verehrte Mevlana ihn an und sagte: „In diesem Jungen gibt es große Begabung. Ich bin in ihn verliebt. Ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll, ihn einzufangen.“ Der Verehrte Mevlana war noch nicht vor dem Audienzort. Als er eintrat, sagte der Verehrte Mevlana Sadeddin: „Jetzt ist die Falle zugeschnappt. Wir haben den Falken gefangen.“ Er war ja in den weltlichen Wissenschaften ein Genie. Man sagte über ihn, dass so ein Genie, dass Sovieles in den Wissenschaften erreicht hat, nun seinen Kopf auf die Schwelle der geistlichen Reife gelegt hat. Es gab sehr viel Gerede darüber, dass er in den Orden eingetreten war. Man sagte: „Seit fünfhundert Jahren konnte Horasan so einen außergewöhnlichen Wissenschaftler nicht herausbringen. Der Mevlana Sadeddin Kaşgari hat ihn mit einem Blick auf seinen Weg gebracht.” Und weiter: „Ich hätte nicht geglaubt, dass es über Theologie und andere Wissenschaften noch höheres und reiferes Wissen gibt, bis zu dem Zeitpunkt, als Mevlana Cami sich zu Tasavvuf zugewandt hat. Erst dann habe ich es geglaubt.”

Nach dem Befehl des Mevlana Sadeddin Kaşgari begann Mevlana Cami mit der Enthaltsamkeit und mit Atemübungen. Er zog sich von den Menschen und der Außenwelt zurück. Nach seiner Entbehrungszeit fing er an, die Menschen zu kontaktieren, aber diese Mal war er in einem anderen Zustand. Er war so, als hätte er die Sprache der Menschen vergessen. Er fand kein Gesprächsthema mit den Menschen. Er steckte in solch einer Welt, in der die Erscheinungen völlig abstrakt und sprachlos waren. Sein Ausdruck zeigte ihn in einer schlimmen Unachtsamkeit. Er hatte zwei Persönlichkeiten. Eine ist für sich selbst und die andere für die Menschen. Er zwang sein Nefs, um mit den Menschen Kontakt zu halten. Etwas später befand er sich in solch einem Zustand, dass er sich verlor. Er machte sich auf den Weg nach Mekka, aber er blieb an einem bestimmten Punkt stehen. An diesem Punkt fiel eine Sonne in sein Bewußtsein und er erlangte sein Bewußtsein wieder, er kehrte zurück und warf sich auf den Erleuchtungsschoß des Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari. Durch die Erzählungen seines Mürschids begriff er, dass seine Zustände durch die Erziehungsmethode des ‘Hadschganweges’ und des Tasavvufs vorkamen. Mevlana Cami ließ den Saum seines Mürschids nie wieder los.

Mevlana Cami erzählte:

- Als ich auf meinem Weg neu war, sah ich Abzeichen der heiligen Lichter. Ich blieb eisern in der Richtung, die mir mein Mürschid, Mevlana Sadeddin, vorgezeichnet hatte. Deshalb legte ich keinen Wert auf die heiligen Lichter. Dieses Licht verbannte ich, bis es sich verborgen hielt. Man muss wissen, dass man den Enthüllungen und Wundererscheinungen des heiligen Lichtes kein Vertrauen schenken soll. Das größte Wunder für einen Derwisch ist es, bei den Sohbets seines Mürschids anwesend zu sein und durch die geistliche Ekstase sich von sich selbst zu retten.

Mevlana Abdulgaffar erzählt:

- Ich fragte Mevlana Cami: „Einigen Menschen dieser Gruppe werden die Welten enthüllt, anderen bleiben die Welten geheim. Was ist die Weisheit darin?“ Er sagte: „Es gibt zwei verschiedene Wege. Der erste Weg ist der Weg der Erziehung. Der Bewerber, der mit seiner Gestalt auf diese Welt gekommen ist, kehrt auf der gleichen Linie in gleicher Gestalt zu seiner Substanz zurück. Der andere Weg ist der bessere Weg, der Weg des ‚Hadschgans‘. Der Bewerber auf diesem Weg wendet sich nicht den Geschöpfen zu, sondern dem Schöpfer auf dem direkten Weg zu ‚Allah an sich‘.” Der Verehrte Mevlana Cami sah das Geschöpf nach seiner Natur entsprechend nicht als ‚Resümee‘ (İcmal), sondern er sah in der Vielfalt die Einigkeit (Kesrette Vahdet). Diese Sicht nannte man ‘Ausführliche Sicht’ (Tafsilatlı Görüş). Er sagte: Wann immer ich mich auf die Ebene des Resümee begebe, verliere ich. Unser Mürschid Mevlana Sadeddin sprang selten von der Ebene ‘Resümee’ auf die Ebene ‘Ausführliche Sicht’. Deswegen verlor er sich öfter. Das Geheimnis der Einheit und der Sinn des Tevhids überwältigten mich so massiv, dass ich nicht in der Lage war, sie los zu werden. In dieser Sache hatte ich keine Willenskraft. Kein anderes Thema kann sich vor Tevhid und Einheit drängeln. Diese Ansicht vertrat ich in meiner Seele, in meinem Verstand und in den Gefühlen an erster Stelle!

Der erste große Mürschid, den der Verehrte Mevlana Cami traf, war der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa. Der Verehrte Mevlana Cami schrieb eins der wichtigsten Werke des Tasavvuf ‚Nefahat‘. Er erzählt in seinem Buch über Scheich Muhammed Parisa folgendes:

- Im Jahr 822 n.H, kam der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa auf der Pilgerfahrt nach Mekka bei Damaskus vorbei. Mein Vater, die Gefährten und eine Menschenkolonne gingen ihm entgegen. Ich war nicht einmal fünf Jahre alt. Ein Verwandter meines Vaters nahm mich auf seinen Schultern mit. Mich schoben sie vor den Audienzort des Verehrten Hodscha. Der Verehrte Hodscha schenkte mir Liebenswürdigkeit, Komplimente und eine Blume. Es ist 60 Jahre her. Sein erleuchtetes Gesicht und seine heilige Gestalt war für mein Herz ein Genuss. Ich hoffte sehr, dass meine Liebe und Verbindung zur Ahnenreihe ‘Hadschegans’ der Grund hierfür war. Sie haben mich in ihren Kreis aufgenommen und zu neuem Leben erweckt.

In seiner Kindheit kannte er auch eine Größe, Fahreddin Larisani.

Molla Cami erzählte in seinem Buch ‚Nefahat‘ so:

- Fahreddin Larisa war zu Besuch in einem Schloss unserer Familie. Er setzte mich auf seinen Schoß. Um meine Intelligenz und mein Wissen zu testen, schrieb er mit seinem Finger ‘Ali, Ömer’ und andere Namen in die Luft. Er guckte mich an und wollte wissen, ob ich lesen konnte oder nicht. Ich konnte die Namen anhand der ersten Fingerbewegung lesen. Ich versetzte ihn in Staunen. Ich war noch nicht schulreif. Mein Vater hatte mich, was das Lesen anging, früh trainiert. Die Schönheit und die Eleganz des Verehrten Fahreddin Larisani verzauberten mich. Seit diesem Tag nahm die Liebe zu den Großen des ‘Hadschegans’ ihren Platz in meinem Herzen ein. Allah soll mich mit deren Liebe auferwecken. Mit deren Liebe soll ich den Tod erfahren und ich soll deren Freundeskreis angehören.

Einer von den Bekannten war Hodscha Burhaneddin Ebu- Nasr Parisa. Eines Tages fielen in der Gegenwart des Verehrten Ebu- Nasr diese Worte:

- “Fusus candır, Fütuhat ise Gönül” (Zwei berühmte Werke des Verehrten Muhiddin Arabi). Wer ‘Fusus’ (Substanz- Lebenselexier) versteht und hochhält, nähert sich zu der Geislichkeit des Propheten Allahs und seine Verbindung wird dadurch fester.”

Ein anderer Bekannter war Scheich Burhaneddin Ömer. Dieser Scheich blieb meistes in Trance und schaute immer den Himmel an. Man konnte glauben, dass er die Engel sah oder nachdachte.

Mevlana Cami sagte:

- Eines Tages gingen wir, eine Gruppe von Menschen, den Scheich zu besuchen. Er hatte die Gewohnheit die Besucher nach der Stadt zu fragen. Er stellte auch heute wie gewöhnlich seinen Besuchern diese Frage. Jeder beantwortete die Frage aus seiner Sicht. Als ich an der Reihe war, wurde es etwas anders. Jeder antwortete: „Es gibt das in der Stadt, oder es gibt dieses in der Stadt usw.“ Ich sagte, dass ich nichts von der Stadt zu berichten hätte. Er stellte die Frage „Was hast du auf dem Weg gesehen?“ Ich antwortete: “Ich sah nichts auf dem Weg.“ Daraufhin sagte er: „So kommt man vor den Audienzort eines Derwischs. Von der Stadt nichts zu berichten, auf dem Weg nichts gesehen.“

Der Verehrte Hodscha Şemsüddin Muhammed war bekannt für seine Predigten. Viele Größen, unter anderem der Verehrte Mevlana Sadettin Kaşgari, waren bei den Predigten anwesend. Sie hörten ihm aufmerksam zu und lobten sein Verständnis. Wenn der Verehrte Mevlana Cami in die Gesellschaft des Predigers kam, sagte der Hodscha Şemsettin Mehmed: „Heute hat eine Sonne unsere Gesellschaft erhellt”. An diesen Tagen waren die Predigten besonders und es kamen mehr Wahrheiten und Weisheiten heraus. Dieser Scheich war ein Anhänger des Verehrten Muhiddin Arabi. Sein Tevhidverständnis war auch identisch. Er predigte von der Kanzel wie im Unterricht die Weisheit des Tevhids bis ins kleinste Detail. Um es zu verstehen, sollte man eine hohe Bildung haben. Es gab auch keine Einwände. Manchmal, während er predigte, bekam er geistliche Verliebtheit und schrie. Dieser Zustand griff auf die Zuhörer über und auch sie begannen zu schreien. Er sah einige Menschen in der Gestalt der Tiere, dessen Eigenschaft in ihrem Nefs stark vertreten war. Nach den Schriften des Verehrten Mevlana Cami ‘Nefahat’ sah er Hodscha Şemsettin Mehmed beim verrichten eines Namaz in sich gekehrt in einer geistlichen Verliebtheit. Mal legte er seine linke Hand auf die Rechte, mal die Rechte auf die Linke, völlig unbewusste und unkoordinierte Bewegungungen.

Einer der Bekannten ist Mevlana Şemsettin Mehmed Esed. Mevlana Cami beschrieb ihn so:

- Wir waren zu Fuß unterwegs, er drehte sich um und sagte: „Seit ein paar Tagen habe ich einen ungewöhlichen Zustand. Ich stelle bei mir unvorhergesehene und unerwartete Kräfte fest“. Ich verstand, dass er sich auf der Stufe ‚Summe- Cemi‘ befand. Wenn ‚Allah an sich‘ Jemandem erscheint, sieht der Jemand sich selbst und seine eigenen Eigenschaften und Handlungen im Lichte von ‚Allah an sich‘, Allahs Eigenschaften und Handlungen in der Finsternis. Er fühlt sich unter dem Vorhandenen als Verwalter des Universums. Die vorhandenen Geschöpfe kommen ihm so vor als wären sie sein Körper und seine Glieder. Er glaubt auch, dass das ‚Sein an sich‘ ‚Allah an sich‘ ist, seine Eigenschaften Allahs Eigenschaften und seine Handlungen Allahs Handlungen sind. Dieser Zustand ist das Ertrinken im Tevhid Meer; bis zum Ende gehen und sich ausgeben. Auf den weiteren Stufen des Tevhid sieht man Allahs Zugehöriges zu sich selbst zugehörig. Diese Stufe heißt ‚Verbrauch- İstihlak’, die höchste Stufe (ohne, dass man gegen die Regeln der Scharia verstößt). Der menschliche Verstand unterscheidet zwischen dem Möglichen und dem Absoluten. Wenn das heilige Licht des Verstandes mit dem heiligen Licht der Ewigkeit von ‘Allah an sich’ bedeckt ist, verliert dieser Verstand die Fähigkeit, zwischen dem Geschöpf (später Erschaffenes- Hadith) und Ewigkeit (ohne Anfang) zu unterscheiden. Wenn ‘Allah an sich’ sichtbar wird, wird die Geistlichkeit unsichtbar. Diesen Zustand nennt man im Tasavvuv die Stufe ‘Summe der Summen’ (Cem-i Cem).

Und der Verehrte Ubeydullah Taşkendi:

Mevlana Cami und Ubeydullah Taşkendi trafen sich vier Mal. Zwei Mal trafen sie sich in Semerkant. Das dritte Mal trafen sie sich in Herat, als der Verehrte Hodscha aus Mavreünnehr nach Horasan kam, in der Zeit des Herrschers Mirza Ebu Said. Das vierte Treffen fand in Merv statt, als Mirza Ebu Said den Verehrten Hodscha Ubeydullah nach Merv bat. Mevlana Cami kam auch nach Merv, um den Hodscha Ubeydullah zu sehen.

In Merv fragte der Verehrte Hodscha Ubeydullah den Verehrten Cami:

- Wie alt sind Sie?

- Fünfundfünfzig.

- Ich bin 12 Jahre älter als Sie.

Es ist bekannt, dass der Verehrte Mevlana Cami über den Verehrten Hodscha Ubeydullah Prosa und Gedichte geschrieben hat. Hier ist es nicht nötig, davon zu erzählen. Man kann aus diesen Schriften erkennen, dass der Mevlana mit einem unerschütterlichen Glauben über jede Vorstellung dem Verehrten Hodscha Ubeydullah verbunden ist.

Der Verehrte Mevlana Cami war drei Mal in Semerkant. Das erste Mal war er in der Ära von Mirza Uluğ Bey dort, um in Semerkant zu studieren. Das zweite Mal war er dort, um an den Sohbets des Verehrten Hodscha Ubeydullah teilzunehmen. Und das dritte Mal war er dort, um sich mit dem Verehrten Hodscha Ubeydullah zu treffen. Die Sohbets zwischen Mevlana Cami und dem Verehrten Hodscha Ubeydullah fanden im Schweigen statt als würde man nicht miteinander reden. Selten kamen Worte von dem Verehrten Ubeydullah.

Eines Tages bat Mevlana Cami:

- Es gibt einige Stellen im Buch ‚Fütuhat‘ von Scheich-ı Ekber, die ich nicht lösen kann. Ich bitte Sie um die Lösung dieser Stellen.

Nach dem Befehl des Verehrten Hodscha Ubeydullah brachte man das Buch ‚Fütuhat‘. Man gab das Buch an Mevlana Cami. Er zeigte die Stellen im Buch, die er selbst nicht lösen konnte. Er las die Stellen vor und verstand davon noch weniger. Eine zeitlang schwiegen sie. Danach befahl der Hodscha: „Jetzt können Sie noch einmal das Buch aufschlagen und wieder vorlesen.“ Als er diesesmal die Stellen vorlas, verstand er alles bis in die kleinsten Details.

Im Jahr 874 n.H., Mevlana Cami:

- Der Verehrte Hodscha Ubeydullah Taşkendi erzählte über die geistliche Meisterhaftigkeit mit Pointen, mit Feinheit und Freude. Als Zuhörer konnte man bestätigen, dass man solche Worte vorher noch nie gehört hatte. Er war ein Meister darin, die Besorgnisse aus den Herzen auszuradieren und die Herzen zu säubern.

Eine Überlieferung des Verehrten Hodscha Ubeydullah Taşkendi:

- Wer in Horasan Mevlana Cami gesehen hat, der braucht sich nicht zu bemühen, zu uns zu kommen. Während in Horasan die geistlichen Erleuchtungen Wellen schlugen, kamen die Menschen nach Maverünnehr, um ein kleines Feuer zu entfachen. Die Worte des Oberhauptes der Ahnenreihe ‚Hadschegans’: „Mach die Tür des Scheichtums zu. Öffne die Tür der Freundschaftlichkeit.“ Das Geheimnis liegt in diesen Worten.

Der Verehrte Mevlana Cami brachte keinem Zikirübungen bei, obwohl er vom Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari und von der geistlichen Welt die Berechtigung hatte. Auch den Anstand des Ordens hat er keinem befohlen. Aber wenn ein Interessierter zu dem Orden kam, teilte er ihm die Verhältnisse des Ordens mit. Der Grund hierfür war seine feine und weiche Natur. Er sagte: „Ich kann die Last des Scheichtums nicht aushalten.“ In späteren Zeiten kamen viele Interessenten zu ihm, um seine Anhänger zu werden. Er sagte in dieser Situation: „Den wahren Interessenten zu finden ist sehr schwierig. Jeder möchte sein eigenes Vergnügen und Lust.“

Als er im Jahr 877 n.H. auf der Pilgerfahrt nach Hedschas ging, kam er in Bagdad vorbei. In Bagdad gab es eine Menge Rafizis (Sie lehnen das Kalifat des Verehrten Ebubekir und es Verehrten Ömer ab.). Sein Kampf gegen die Rafizis ähnelte einem Heldenepos. In diesem Kampf zeigte er einige Wundertaten und Weisheiten. Die Menschen waren sehr zufrieden, dass die Rafizis in diesem Kampf verstört und zerstreut waren. Sie setzten den Führer der Rafizis verkehrt auf einen Esel und stellten ihn in den Straßen Bagdads zur Schau. Sein Aufenthalt in Bagdad dauerte vier Monate. Danach ging er nach Hedschas weiter. Auf dem Hin- und Rückweg besuchte er die heiligen Grabstätten und schrieb Liebesgedichte und Lobpreisungen für die Großen und Lobpreisungen für den Propheten. Unterwegs bekam er viel Respekt von Menschen,Herrschern, und Gelehrten.

Er erzählte:

- Die vornehme Abstammung kommt nicht von der hohen Dienststellung des Vaters. Die Vornehmheit ist ein Schatz im Menschen an sich. Sie bietet Schönheit und unübertreffliche Edelheit.

Er erzählte:

- Wenn ein schlechter Mann über die Schande der anderen Menschen erzählt, erzählt er eigentlich seine eigene Schande.

Er erzählte:

- Man soll den Armen und den Bedürftigen Güte und Erbarmen zeigen. Man soll das Essen ohne Unterschied zwischen guten und bösen Menschen verteilen. In solchen Fällen soll man zu dem Schöpfer blicken, nicht zu den Menschen. Die Wohltaten und Erweisungen können nicht für ‚Cüneyd und Şibli’ sein. Man soll nicht denken, dass die gesegneten Großen ihre Hand nicht öffnen würden. Woher soll man wissen, ob Derjenige, der armselig angezogen ist, nicht Wundertaten besitzt. Die Heiligen Allahs können sich hinter solcher Verkleidung verstecken.

Er erzählte:

- Die hohe Seele befindet sich immer in Schwermut und in Sorge. Wenn jemand keine Schwermut und Sorge trägt, würde er nach Unachtsamkeit riechen. Schwermut und Sorge sind die Weggefährten der treuen Anhänger.

Er erzählte:

- Liebe an sich heißt, dass jemand den anderen liebt, aber mit einer Bedingung. Man soll den anderen ohne Grund lieben. Diese Art Liebe existiert oft unter den Menschen. Wenn man sich mit solch einer Liebe an Allah bindet, nennt man diese Liebe ‚Liebe an sich‘. Diese Art Liebe ist unvergänglich und sehr wertvoll. Liebe an sich heißt nicht, wenn man Güte erfährt, liebt man, wenn man Schmerz erfährt, liebt man nicht. In beiden Fällen heißt Lieben ‚Liebe an sich‘.

Man lästerte über jemanden, weil er offenes Zikir liebte. Über dieses Thema sagte er:

- Am Jüngsten Tag wird sein offenes Zikir ausreichen, um sich zu retten. Aus seinem offenen Zikir erstrahlt das heilige Licht, das die Wüste der Werte erhellen würde. Das offene Zikir hat eine Besonderheit, die man in dem geheimen Zikir nicht antrifft. Der Verstand wird von der Begrifflichkeit trübselig. Die Phantasie wird durch die Vorstellung trübselig. Das Ohr wird durch das Hören trübselig. Dieser Zustand verteilt sich auf den ganzen Körper.

Allah sagt: „Ich bin da, wo eine Zikirgesellschaft ist.“ Daraufhin stellte man die Frage: „Wenn man dessen bewusst ist, hat man dann noch Kraft für das Zikir?“

Er antwortete:

- Während man Sünden und unsinnige Sachen begeht, denkt man nicht daran, dass Allah überall und bereit ist. Aber wenn man mit Zikir beschäftigt ist, denkt man daran, ob Allah da ist? Allah ist überall, sowohl in der geistlichen als auch der materiellen Welt. Die Welten sind umgeben von Allah.

Man stellte ihm die Frage: „Warum benutzen Sie die Begriffe und Themen des Tasavvuf selten?”

Er erzählte:

- Nehmen wir an, dass wir uns irgendwann einmal gegenseitig betrügen. Das Tasavvuf ist ein Zustand, also keine Erzählung und keine Worte und Begriffe. Das Tasavvuf in Worte zu fassen, wäre ein Betrug und ein Spiel. Es sei denn, zwei Herzensfreunde tauschen ihre Erfahrungen über ihre Wege aus. Dann reden sie über Tasavvuf.

Er erzählte:

- Die heiligen Worte eines Heiligen sind aus dem Licht der Wahrheit von Muhammed zusammengelegt. Die Achtung, die man vor dem Koran und den Hadithen hat, sollte man auch vor den Worten eines Heiligen haben. Wer sich ein glückliches Leben wünscht, sollte den Worten der Heiligen Achtung schenken.

Er erzählte:

- Heute kam mir etwas in den Sinn, was ich bis dahin nicht gekannt habe: Die Wiederspiegelung der Wahrheit ist ein Abbild von der Wahrheit, aber nicht der Spiegel selbst. Die Wiederspiegelung erzählt den Zustand der Außenwelt, also der materiellen Welt, nicht sich selbst. Der Spiegel hat nicht diesen Sachverhalt.

Einer der Großen schrieb in seinem Buch ‚Bismillah‘ (Im Namen Allahs). Er legte es so aus ‚Im Namen des Heiligen Soundso‘. Diese Auslegung kam vielen Gelehrten unangenehm und unvertretbar vor. Sie gingen hin und fragen den Verehrten Mevlana Cami.

Er erzählte:

- Diese Auslegung bezieht sich auf das Wort des Namens, es ist nicht die Auslegung des Wortes Allahs.

Der Verehrte Hodscha Şemseddin Mehmed erzählte in seiner Predigt „Egal ob gläubig oder ungläubig, im Grab werden ihre Rechte zu ihren Linken und ihre Linken zu ihren Rechten kommen.” Einige konnten diese Worte nicht verdauen und empfanden sie sogar grausam gegenüber den Gläubigen. Sie fragten den Verehrten Mevlana Cami über die Wahrheit dieser Worte.

Er erzählte:

- Die Kenner des Tasavvuf nannten das Grab ‚Berzah‘ (ein Ort zwischen der materiellen und geistlichen Welt). Berzah ist ein Vermittler zwischen der materiellen und geistlichen Welt. Er meinte damit, man übersetzt das Materielle zum Geistlichen und das Geistliche zum Materiellen. Das Geistliche zum Materiellen zu übersetzen heißt: Man gibt dem Geist in der Musterwelt eine Gestalt. Die materielle Existenz wird anhand ihrer Gestalt im Jenseits durch ihre Bedeutung zur Geistlichkeit übersetzt.

Er erzählte:

- Wenn Jemand das gesamte Wissen aus der Vergangenheit und aus der Zukunft in seinem Nefs sammeln würde, hat es für ihn solange keinen Nutzen, bis er den Zustand der Zufriedenheit und das Gefühl, Allah zu kennen, verinnerlicht hat.

Er erzählte:

- Wer auf dem Weg ‚Hadschegan’ in seiner Seele kleine Befürchtungen und Geschmack hat, erreicht seinen Erschaffer. Außerhalb des Ordens sieht man solche Menschen sehr selten. Der Anfänger dieses Weges gleicht dem Fortgeschrittenen eines anderen Ordens. Wer zu diesem Weg aufgenommen wurde, wird selten verlassen, auch obwohl er vielleicht nach seinem Nefs gehandelt hat. Wer aus diesem Kreis heraus zu rutschen droht, der wird wieder in die Mitte gezogen.

Er erzählte:

- Einige Menschen nehmen Wein oder Haschisch, um betrunken zu werden. Wer Wein trinkt, kommt aus dem Kreis des Islam heraus und wird zu einem reißenden Ungeheuer. Die Menschen leiden unter ihnen. Wer Opium und Haschisch nimmt, wird zum Esel und Ochsen. Sie wollen dann nur noch essen. Diesen Zustand betrachten sie als Zufriedenheit, Vergnügen, Spaß und Lust.. Um in Murakabe zu sein, muss man nüchtern sein. Gibt es noch größeres Glück als Nüchternheit?

Er erzählte:

- Ein hohes Alter ist das Ergebnis der Jugend. Das Ende und das Ergebnis hängen vom Anfang ab. Eine gut verbrachte Jugend erkennt man im Alter an seiner Haut.

Eines Tages kam ein taktloser Mann vor den Audienzort des Verehrten Mevlana Cami. Dieser Mann erzählte von Frömmigkeit, Verboten und Geboten im Islam. Man saß beim Essen. Der taktlose Mann sagte zu einem Diener: „Am Tisch fehlt Salz. Bringe Salz her, dann fangen wir an zu essen.“ Diese Haltung störte den Verehrten Mevlana. Er lächelte und sagte höflich: „Das Brot hat Salz.“ Man begann zu essen. Der taktlose Mann warnte Einen, der nur mit einer Hand das Brot geteilt hatte: „Das Brot nur mit einer Hand abzureißen, ist im İslam unerwünscht (Mekruh).” Der Verehrte Mevlana fand es zuviel und sagte: „Am Esstisch die Hände und die Münder zu beobachten, ist rituell unerwünschter.” Der taktlose Mann kam mit einem erneuten Einwand: „Sich am Esstisch zu unterhalten, ist ein Sunna.” Er bekam die Antwort: „Vieles Reden und Schwätzen sind rituell unerwünscht.”

Einer wollte für den Rest seines Lebens von dem Verehrten Mevlana eine Beschäftigung auf dem Weg des İslam.

Er erzählte:

- Diesen Wunsch verlangte man von dem Verehrtem Mevlana Sadeddin. Der Verehrte Mevlana zeigte mit der Hand auf sein Herz und sagte: „Beschäftigen Sie sich damit. Die ganze Arbeit liegt darin.“ Andere Worte wären überflüssig.

GEDICHT

Zeigen möchtest du das Gesicht des Geliebten.
Begib dich zum Herzen, mach‘ einen Spiegel daraus.

Ein Gelehrter als Weggefährte des Verehrten Mevlana Cami erzählte auf der Reise nach Hedschas:

- Ich wurde in Bagdad krank. Meine Krankheit wurde schlimmer. Ich war traurig, dass der Verehrte Mevlana nicht nach mir fragte. Eines Tages kam ein Freund und teilte mit, dass der Verehrte Mevlana mich besuchen kommt. Diese Nachricht stimmte mich glücklich. Ich fühlte mich plötzlich federleicht. Ich hob meinen Kopf aus dem Kissen und setzte mich im Bett auf. Die Tür ging auf und der Verehrte Mevlana erschien. Er setzt sich neben mich. Er fragte mich nach meinem Befinden und sagte, dass die Krankheit etwas länger gedauert hätte. Ich antwortete mit einem Gedicht, in dem ein Verliebter 100 Jahre im Krankenbett mit der Hoffnung auf Genesung gelegen hatte. Er sagte: „Du antwortest mit einem Gedicht.“ Eine kurze Zeit kehrte er in sich. Plötzlich fühlte ich mich noch leichter.Ich war in Schweiß gebadet. Er hob seinen Kopf hoch und sah meine Schweißtropfen an meiner Stirn und befahl: „Setzen Sie sich nicht im Bett auf. Legen Sie sich hin. Ich hoffe, dass Sie nach diesem Schwitzen ihre Gesundheit wiedererlangen.“ Danach ging er. Diese Nacht schwitzte ich durch. Am nächsten Tag war ich richtig gesund.

Der Verehrte Mevlana wendete des öfteren bei Vielen solche Krankheiten ab. Er erzählte über die Weisheit der großen Heiligen, welche die Krankheiten anderer Menschen auf sich nahmen.

Er erzählte:

- Ich hörte von der Krankheit des Abdulgaffar und war sehr betrübt. Ich wollte mich um ihn kümmern. Ich wünschte mir, dass seine Krankheit weggeht. Seine Krankheit verging tatsächlich. Dafür hatte ich sie nun. Ich betete: „Ich habe keine Kraft, diese Krankheit zu ertragen.“ So wurde ich die Krankheit los.

Der Verehrte Mevlana Cami rettete durch seinen geistlichen Segen einige Gläubige vor ihrem letzten Atemzug, während ihre Leichentücher schon vorbereitet wurden.

Auf dem Weg nach Hedschas sah ein Wüstenbewohner das Kamel des Verehrten Mevlana und wollte das Kamel kaufen. Er drängelte, beharrte und bestand so sehr darauf, dass dem Verehrten Mevlana kein Ausweg mehr blieb, als ihm das Kamel zu verkaufen. Wer weiß, warum das Kamel nach kurzer Zeit neben einem Sandhaufen starb? Der Wüstenbewohner kam hinter dem Verehrten Mevlana her. Er schimpfte und regte sich auf: „Du hast mir dein krankes Kamel verkauft. Du hast mich betrogen.“ Der Verehrte Mevlana gab ihm die Goldstücke für das Kamel zurück und sagte: „Ich habe in dem Gesicht des Wüstenbewohners eine Veränderung gelesen. Ich glaube, er stirbt bald.“ Sie beerdigten den Wüstenbewohner an der Stelle neben dem Sandhaufen, an der auch das Kamel begraben lag.

Als er auf der Pilgerfahrt nach Hedschas in Bagdad ankam, hatte er mit einer Gruppe Rafizis eine Auseinandersetzung. Einer der Rafizis mit dem Namen Fethi beleidigte den Verehrten Mevlana.

Sein Tod war bedeutsam. Um zu kontrollieren, ob sein Pferd noch Futter in seinem Futtersack hatte, steckte er seine Hand hinein. Dabei biss das Pferd seinen Zeigefinger ab. Diese Verletzung brachte ihm den Tod.

Am Ufer eines Baches machte er Rast. Das Wasser floss ziemlich heftig. Die Strömung brachte einen toten Igel mit sich. Der Verehrte Mevlana holte den Igel aus dem Wasser, setzte ihn auf seinen Schoß und streichelte über seine Stacheln. Der tote Igel wurde wieder lebendig und kam zu sich. Er brachte den Igel zur Stadt und ließ ihn vor der Tür los.

Auf einer Reise machte die Karawane eine Rast. In der Nacht legten sich alle schlafen. Ein Junge, der 10-20 mal erwachte, weil er nicht schlafen konnte, beobachtete den Verehrten Mevlana dabei, wie dieser vom Yatsınamaz an bis morgens früh ca. 8-10 Stunden in einer Ecke knieend in Murakabe verbrachte, während alle anderen schliefen.

Jemand nahm den Befehl des Verehrten Mevlana Cami, irgentwohin zu gehen. Er tat es aber nicht. Er ging nicht dorthin. Ein Dieb kam in sein Haus und stahl alles, was er besaß. Er blieb kahl und nackt.

Eines Tages kamen der Scheich-ül İslam von Herat und einige İslamgelehrte, um Mevlana Cami zu besuchen. Der Mevlana bereitete für die Gäste ein Festessen vor. Nach dem Essen ließ er Musiker spielen und danach wurden Ghasal, religiöse Lieder, gesungen. Ein paar Tage später kam eine Person mit Namen Scheich İsmail und brachte seine Einwände vor: „Sie sind der Führer der Gelehrten und Heiligen. Gehört es sich etwa in ihrer Gesellschaft, Handtrommel und Rohrflöte spielen zu lassen?“ Mevlana Cami flüsterte ein paar Worte in sein Ohr. Der Mann fiel auf den Boden und wälzte sich. Als er zu sich kam, bat er den Verehrten Mevlana auf den Knieen um Vergebung.

Einer der Schüler des Verehrten Mevlana erzählte:

- Eines Tages ging ich aus der Stadt, um den Verehrten Mevlana zu besuchen. Ich traf außerhalb der Stadt neben einem Derwischkloster eine Schönheit. Ich konnte meinen Blick von dieser außergwöhnlichen Schönheit nicht abwenden. Ich blickte sie zwei mal an. In dem Moment ging Jemand mit ein paar Sachen auf dem Rücken an mir vorbei Richtung Stadt. Der Rucksack dieses Mannes stach in meine Augen wie ein Pfeil. Ich setzte mich auf die Türschwelle des Derwischklosters und versuchte, die Tränen aus meinen Augen zu trocknen. Dann stand ich auf und ging, um dem Verehrten Mevlana zu dienen. Ich sah, wie er und seine Gefährten in einer kleinen Moschee saßen. Ich setzte mich auch in eine Ecke. Einen Moment später hob er seinen heiligen Kopf hoch und sagte: “Als ein Derwisch seinen rituellen Umlauf um die Kaabe machte, erblickte er dabei eine Schönheit. Aus dem Nichts kam eine Hand und schlug auf das Gesicht dieses Derwischs. Eine Zeitlang hörten die Tränen dieses Derwischs nicht auf. Hinterher hörte er eine Stimme: „Für einen Blick eine Ohrfeige. Wenn du weiterhin schaust, bekommst du weitere Ohrfeigen.“ Er schaute mich an und redete weiter: „Man soll sich in Acht nehmen, auf Unangebrachtes zu blicken.“

Einer der Gefährten:

- Ich ging, um den Verehrten Mevlana zu besuchen. Er war in seinem Haus. Ich setzte mich hin, um auf ihn zu warten. Es gab noch Jemanden, der auf ihn wartete. Wir begannen, uns zu unterhalten. Das Gespräch kam auf den Verehrten Muhiddin-i Arabi. Der Besucher erzählte von einem Urteil und behauptete, dass dieses Urteil dem Verehrten Muhiddin-i Arabi zugehörig wäre. Die Behauptung war wie folgt: „Das Jahr hat 12 Monate. Die Fastenzeit ist ein Monat lang. Also muss die Fastenzeit nicht im Monat Ramadan sein. Sie kann auch in jedem anderen Monat sein.“ Ich war über diese Aussage schockiert. Ich hatte ja auch eine starke Verbindung zum Scheich -ül Ekber. Ich konnte mir solch eine Behauptung von ihm nicht vorstellen und erklären. Ich war so betrübt, dass ich nicht mehr auf den Verehrten Mevlana wartete und wegging. Später, als ich den Verehrten Mevlana traf, erzählte ich von dieser Behauptung. Er sagte: „Diese Worte gehören nicht dem Scheich-ül Ekber. Diese Worte gehören zu einem zeitgenössischen Rechtsgelehrten. Der Verehrte Muhiddin-i Arabi zitierte diese Worte, um sie zu kritisieren. Wenn man die Worte und deren Sinn unachtsam zu einem Urteil ableitet, ist das ein großes Verbrechen.“ Später haben wir erfahren, dass ein ägyptischer islamischer Rechtsgelehrter dieses Urteil herausgab, um dem damaligen Herrscher zu gefallen. Dafür opferte er die Regeln und die Wahrheiten der Religion. Er erließ sogar ein Fetwa über diese Behauptung.

Ein Schüler des Verehrten Celaleddin Rumi kam aus dem ost-römischen Land nach Horasan, um den Verehrten Mevlana Cami zu besuchen. Sie empfingen den Gast mit großem Interesse und Respekt und gaben ihm eine Wohnung innerhalb des Schlosses. Eine Nacht dauerte das Sohbet, von Yatsınamaz bis morgens früh. Alle Anwesenden waren in der geistlichen Verliebtheit und schwiegen. Der Erzähler dieser Nacht sagte: „Die Zeit von Yatsınamaz bis morgens früh kam mir so vor, als hätte ich nur einmal ein- und ausgeatmet.” Ein Satz aus dieser Nacht:

„Eine der Besonderheiten des ‚Hadscheganweges‘ ist die Zuwendung der Großen mit ihrem Segen für die Menschen, die zu ihnen für diesen Segen kommen. Wenn die Großen sich ihnen nicht zuwenden würden, könnten diese Menschen von diesem Weg nichts bekommen.“

Im Jahr 898 n.H. am 13. Tag, ein Sonntag, im Monat Muharrem wurde der Verehrte Mevlana Cami krank. Am 6. Tag seiner Krankheit, einem Freitag, endete sein letzter Atemzug in der Zeit des Morgennamaz. Er ging durch das Tor der Ewigkeit in die unendliche Welt.

Die zeitgenössischen Dichter, Gelehrten und Erzähler haben nach ihm Trauerode, Lobgedichte und Geschichten geschrieben.

Der Sohn des Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari, Hace Külan, hatte zwei Töchter. Eine Tochter war mit dem Verehrten Mevlana Cami und die Andere mit dem Scheich Safi, dem Autor von Rinnsal, verheiratet. Der Mevlana Cami und der Verehrte Mevlana Safi waren Schwager.

Der Verehrte Mevlana Cami hatte vier Söhne. Der Erste, der Zweite und der Vierte starben in jungem Alter. Der dritte Sohn, Hodscha Ziyaüddin Yusuf, lebte lange.

Der Verehrte Mevlana Cami brachte eine Besonderheit des ‚Hadscheganweges‘ so zum Ausdruck:

Eines Tages kam ein Fakir und verlangte von dem Verehrten Cami auf dem Weg des Ordens eine Beschäftigung. Er gab ihm die Zikirmethode ‚Verbannen und Beweisen‘ und sagte, dass er sich beim Zikir sein heiliges Gesicht vorstellen solle (Rabıta). Der Mann setzte alle Befehle um und er sah in der Zeit einige Zeichen auf diesem Weg. Er befand sich in einem hellen Weltraum und schwamm in dem heiligen Licht. Dadurch bekam er einen tiefen Geschmack und Genuss. Er erzählte seinen Zustand dem Verehrten Mevlana. Er bekam die Anntwort: „Das ist der Zustand unseres Weges. Das ist solch ein Geheimnis, dass du es vor deinem Busenfreund verheimlichen musst. Du sollst mit der Beschäftigung weiter machen!“ Der Mann machte weiter und sein Zustand wurde von einem Moment zum anderen fortgeschrittener. Er begann, sich zu verlieren. Der Mann war so glücklich in diesem Zustand, unbeschreiblich glücklich. Ihn störte nur die Außenwelt und das Sozialleben. Deswegen beschwerte er sich bei dem Verehrten Mevlana. Nach dieser Beschwerde bekamer von dem Verehrten Mevlana die Besonderheit des ‘Hadschganweges ‘ zu hören: „Es gibt keine andere Lösung. Du musst deinen Zustand mit einer Arbeit in der Außenwelt und dem sozialen Leben vereinbaren. Von wem du diesen Zustand bekamst, dürftest du seine Sohbets nicht verpassen. Mit der Arbeit im sozialen Leben versteckst du deinen inneren Zustand. Du solltest an dem Segen, den du von deinem Mürschid durch Rabıta bekommst, solange arbeiten, bis dieser Segen dir eigen wird. Und diese Aneignung muss in deinem Nefs stattfinden. Du wirst dich vor der ganzen Welt verstecken. Unter den Menschen darfst du nicht auffallen und nicht anders aussehen. Jemand, der Allah wollte, bekam den Befehl seines Mürschids, im Sozialleben eine Arbeit zu haben. Also fing er an, als Trödler zu arbeiten. Du sollst wissen, dass die Erziehung eines Bewerbers nicht ohne Beschäftigung im sozialen Leben möglich ist.“

Und er erzählte:

- Die oben genannt Abrechnung des Verhältnisses geschieht mit dem Verhältnis des ‚Hadschganweges‘ gleichzeitig. Die Wahrheit dieser Arbeit ist ‚Sich entziehen und sich hingeben‘. Man entzieht sich von der Außenwelt und man gibt sich Allah hin. Das ist in einem Augenblick möglich. Das Nefs und das Gesicht eines Menschen ähneln einem Spiegel, der zur Außenwelt gerichtet ist. Man soll diesen Spiegel zu Allah richten. Wenn das Herz sich mit Allah verbindet, verliert der Mensch sich selbst und vergisst die Außenwelt. Man nennt diesen Akt ‚Zustand‘. Manchmal lassen sie es nicht vergessen. Dadurch also, wenn man nicht vergisst, nennt man diesen Akt ‚Wissenschaft‘. Also die Wissenschaft befindet sich in dem Zustand, in dem sie wie eine Filiale funktioniert. Die Gnade des Sachverhaltes hängt von der Begabung des Menschen ab. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Und er erzählte:

- Wenn man beim Zikir den Zustand erreicht, bei dem man sich verliert, sollte man diesen Zustand wie eine gerade Linie annehmen. Allein und gemeinsam sollte man dieser Linie folgen. Der Herr des Universums befahl dem Verehrten Ali (4. Kalif), er solle den Weg wie eine gerade Linie betrachten.

Und er erzählte:

- Eine der schönen Seiten unseres ‚Hadscheganweges‘ ist, dass man überall, jederzeit und mit allen Menschen innerhalb dieses Verhältnisses in Berührung kommen kann. Man muss hauptsächlich an seinem Verhältnis arbeiten. Nebenbei sollte man anderen Beschäftigungen nachgehen, die man erledigen muss. Dieses Verhältnis ist äußerst angenehm. Dieses Verhältnis hat weder Zeit noch eine Bergrenzung. Es kann ja mal passieren, dass der Mürid nicht merkt, wie er nach außen sichtbar wid. Falls das Verhältnis einen Stillstand oder einen Abbruch erlebt, sollte der Mürid über die Gründe nachdenken und müsste sofort eine Lösung finden und so die Störung abschaffen.

Und er erzählte:

- Es gibt einige Phantasien und Vorstellungen, mit denen man sein Murakabe verstärken muss. Zum Beispiel: Die Vorstellung von der Wüste bedeutet ‚Loslassen‘. Die Vorstellung der Berge bedeutet ‚Größe und Würde‘. Das Geräusch des Wassers verlängert das ‚Murakabe‘. Der Schatten bedeutet die ‚Verbundenheit seines Mürschids‘ und um unfrei zu sein, lässt man seine Macht und seine Persönlickeit los. Die Vorstellung von wilden Ungeheuern bedeutet ‚Verwunderung und Entsetzen‘. Die Vorstellung der sterblichen Hülle bedeutet die ‚Stärkung des Begriffes Vergänglichkeit‘. Das Weinen und Schreien erinnern an den ‚verlorenen Geliebten‘.

Und er erzählte:

- Eines Tages ging ich mit dem Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari irgendwohin. Unterwegs trafen wir einen toten Esel mit offenen Augen. Der Verehrte Mevlana wurde von diesem Bild derart beeindruckt, dass er kurz vor einer Ohnmacht stand. Sein Verhältnis lief plötzlich über.

Und er erzählte:

- Eines Tages hatte ich ein starkes Unbehagen in mir. Ich ging auf ein offenes Feld. Von Weitem sah ich die Kiefern. Ich hatte eine Idee. Diese Bäume nehmen ihren Segen am Anfang, mit dem sie ihre Existenz fortsetzen. Mit dieser Idee verschwand mein Unbehagen schnell. In den Vollmondnächten bekam ich auch das Unbehagen. Dies verschwand wieder, als ich über den ‚Schatten‘ nachdachte.

Eines Tages kam jemand vor den Audienzort und beschwerte sich über die Probleme der Menschen. Der Verehrte Mevlanan sagte:

- Die Geschöpfe Allahs können wir nicht aus der Welt werfen. Man soll mit den Menschen soweit auskommen, dass man sich von deren Beinflussung fernhält.

Als er das berühmte Buch ‚Nefahat‘ niederschrieb, sagte er:

- Manchmal schreibt man seitenlang und denkt nicht darüber nach, als habe sich der Stift selbständig gemacht. Es fließt wie ein Fluss.

Er erzählte:

- Einige Große haben gesagt, dass die Arbeit mit dem Herzen nicht mit der Sprache zusammenläuft. Diese Aussage fand ich merkwürdig. Die Arbeit mit dem Herzen kann mit der Sprache zusammenlaufen. Es wäre lobenswert, wenn jemand seine Arbeit mit dem Herz seperat, bzw. ohne Sprache erledigt.

Eines Tages wurde über Gins (unsichtbares Wesen) geredet. Der Verehrte Mevlana überlieferte die Worte des Verehrten Scheich Muhiddin-i Arabi: „Es ist ein Streitfall, ob der Teufel der Vater der Gins ist.“

Und er erzählte:

- Die Wahrheit ist, dass nicht der Teufel der Vater der Gins ist, sondern ein anderer. Aber der Teufel gehört zur Gruppe der Gins. Der Vater der Gins ist Hünsa. Ein Gin besitzt auf seinem rechten und linken Oberschenkel sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane. Durch die Reibung der Geschlechtsorgane auf den Oberschenkeln aneinander entsteht das Kind. Gins sind aus Feuer und Luft erschaffen. Die beiden Elemente sind äußerst leicht. Aus dem Grund sind die Gins unsichtbar. Die Gins besitzen auch eine Seele. Da sie extrem leicht sind, können sie sich sehr schnell bewegen. Sie sind äußerst dünn und besitzen keinen Körperbau. Wenn sie von Menschen getadelt würden, wären sie ganz schnell zerstört. Von uns aus betrachtet haben sie ein sehr kurzes Leben. Wenn sie irgenteine Gestalt aus der Musterwelt annehmen und den Menschen sichtbar werden, laufen sie schnell aus dem Blickfeld der Menschen fort. Um sie festzuhalten, richtet man die Augen auf das Gesicht der Gins ohne nach links und rechts zu blicken. Dann bleiben sie innerhalb der Augenaura gefangen und können weder nach rechts und links flüstern. Wenn sie allein sind, machen sie die verschiedensten Bewegungen. Durch diese Bewegungnen und Figuren versuchen sie, die Blicke der Menschen von sich abzuwenden, damit sie flüchten können. Die Gefangennahme der Gins wurde uns durch die geistliche Eingebung und Wissenschaft mitgeteilt. Unter Gins gibt es wenig Weisheit und Wissenschaft. Sie haben keine Begabung, die geistlichen Sinne und Weisheiten zu verstehen. Tasavvuf und geistliche Feinheiten sind ihnen fremd. Sie sind darin ohne Verständnis, unbegabt und trottelig. Man soll sich nicht mit Gins abgeben. Es gibt keinen Nutzen. Die Sohbets der Gins sind ebenso schädlich. Da sie aus Feuer und Luft erschaffen wurden, sind sie arrogant und widerspenstig. Wenn in der Wüste kein Wind weht, aber trotzdem ein Sturmwirbel zu sehen ist, heißt dass, sie kämpfen untereinander. Die wichtigste Eigenschaften der Gins sind Arroganz, Widerspenstigkeit und Gewalttätigkeit. Sie wollen untereinander der Beste, der Schönste usw. sein. Aus dem Grund kämpfen sie ständig. Wenn sie sterben, kommen sie zu ‘Berzah’ (ein Ort zwischen Tod und Auferstehung). Sie sind nicht in der Lage, auf die Stufe der Engel zu steigen. Darum verbleiben sie in Berzah. Im Jüngsten Gericht werden die Sündigen in die kalte Hölle geworfen, weil sie aus Feuer sind.

Er erzählte über teuflische und Nefs-bedingte Besorgnisse:

- Es gibt zwei Teufel, den inneren und den äußeren. Der äußere Teufel ist der uns allen bekannte Teufel. Der innere Teufel heißt Nefs. Der innere Teufel macht manchmal solche Sachen, die der äußere nie machen würde. Z.B. Der äußere Teufel suggeriert erst gute Taten. Anschließend versucht er den Menschen davon abzubringen. Der innere Teufel nimmt die gute Tat als Vorwand, suggeriert aber schlimme Taten. Er nimmt z.B. ein Hadith über die Menschen, welche die Gebote von Allahs Propheten praktizieren und verbreiten. Er verändert und dichtet den Inhalt um und bietet dies als Originalsunna den Menschen an. Der äußere Teufel ist nicht in der Lage, solche Schlechtigkeiten zu tun. Der äußere Teufel suggeriert den Menschen, den Koran laut zu lesen und stellt sich dabei viele Fallen vor. Der innere Teufel suggeriert auch, laut den Koran zu lesen, damit dieser Mensch angibt und seine Stellung als Koranleser festigt usw. Also der innere Teufel fordert den schlechten Charakter durch Heuchelei heraus.

Er erzählte über den Unterschied zwischen zwei Diensten, der freiwilligen Anbetung und der erzwungenen Anbetung:

- Die Wahrnehmung ist eine Geschicklichkeit, die gezwungernermaßen Allahs Anbetung mit sich bringt. Die Wahrnehmung wahrzunehmen ist eine Wissenschaft, welche die freiwillige Anbetung Allahs mit sich bringt. Das erste bringt Allahs Gnade allgemein, das zweite bringt Allahs Gnade speziell, persönlich. Die Erziehung und Entwicklung eines Bewerbers im Orden ist innerhalb der speziellen Gnade Allahs. Das Ziel der Wahrnehmung ist die Einfachheit des Verständnisses. Allah hat den Menschen so erschaffen, dass er durch seinen Verstand Allahs Dasein spüren kann. Es ist ein Gefühl des Gewissens ohne sich dessen Feinheiten bewußt zu sein. Als würde der Spiegel das Abbild annehmen. Der Verstand als Wahrnehmungszentrum muss zuerst die Erscheinung festhalten, erst dann muss er diese Erscheinung nehmen bzw. verstehen. Das Dasein ist ein heiliges Licht. Als erstes hält das Auge das Dasein fest. Danach werden die Gegenstände wahrgenommen. Da der Verstand Allahs Dasein spüren kann, sind diese Erscheinungen das Dasein Allahs. Allah wird durch die Werke des Schöpfers bestimmt. Diese Bestimmung geschieht gezwungenermaßen. Sie zeigt sich bei einem Gläubigen als Bescheidenheit und Unterwürfigkeit. Der Gläubige nimmt durch diese Bestimmung wahr, das außer Allahs Dasein alles andere auf der Kippe des Untergangs steht. Jeder, ob er will oder nicht, ist in der Lage, das äußere Dasein und seine Bestimmungen anzunehmen und sich den Konsequenzen zu stellen. Die Wahrheit der Anbetung ist dieser Eindruck, der den Gläubigen bescheiden und unterwürfig bestimmt. Dieser Sachverhalt zwingt den Gläubigen zur Andacht. Dieses einfache Verständnis gilt für alle Menschen, um die Gnade Allahs zu bekommen.

Bei der freiwilligen Anbetung strebt man nach höheren Weisheiten als beim oben Beschriebenen. Dafür muss man seinen Willen als Ganzes mit den höheren Weisheiten verbinden und dieser Wille muss im Nefs Oberhand gewinnen. Auf dieser Stufe wendet man die Gebote und Verbote Allahs an. Währenddessen ist es wichtig, seine innere Geistlichkeit seiner Außenwelt anzupassen. Dieser Zustand bringt den Bewerber auf weitere Stufen, wie ‚Sichtung‘ und ‚Süluk‘. Eine Besonderheit dieses Weges betrifft die ‚Gnade Allahs‘. Es ist eine passende Antwort auf den Befehl Allahs: „Der Mensch und Gin wurden erschaffen, um Allah anzubeten.“ Die beiden Anbetungen entspringen aus einem Willen. Die Großen haben gesagt: „Die freiwillige Anbetung muss mit der erzwungenen Anbetung übereinstimmen.“

Über das Thema der ewigen Qual der Ungläubigen gibt es verschiedene Ansichten unter den Großen. Darüber erzählte er:

- Einige haben gesagt: „Die begrenzte Sünde müsste eine begrenzte Strafe haben. Die Gerechtigkeit und die Weisheit bestätigen das. Wie kann es sein, dass die begrenzte Sünde die ewige Qual verdient? Welche Weisheit steckt dahinter?“ Der Verehrte İmam Gazali sagte über dieses Thema: „Für die Bestrafung der sündigen Taten und ihre Gnade ist Allah zuständig. Dies zu verstehen und sich anzumaßen, zu verurteilen, gehört nicht einem Menschen. Der Mensch besitzt dafür keine Allmacht. Die Strafe für das Leugnen und Fluchen müsste ewig sein. Aber das Geheimnis und die Wahrheit, darüber zu richten, liegt einzig und allein bei Allah.“ Einige haben es so interpretiert: „Die Absicht eines Ungläubigen wird ständig die Sünde und der Fluch sein. Die Bestrafung müsste nach seiner Absicht erfolgen.“ Die, die an die ewige Qual nicht glauben, haben gesagt: „Verleugnen passt nicht zur Natur der Seele. Verleugnung ist eine vorrübergehende Unwissenheit. Die Unwissenheit fällt am Ende weg. Und die Seele, die einzig und allein Allah will, kehrt ihrer Natur nach zu ihrem Ursprung zurück.“