MEVLANA ŞAHABÜDDİN

Er stand dem Verehrten Sadeddin Kaşgari am nächsten. In der weltlichen und geistlichen Wissenschaft war er beispiellos. Er war Religionsgelehrter in Herat und berühmt mit seiner Tugend.

Sein Vater erzählte:

- In einer Nacht sah ich mich im Traum auf dem Berg Sinai. Mir gegenüber stand der Scheich-ül Islam Ahmed Cami. Er sagte: „Allah wird dir einen frommen Sohn geben. Gib ihm meinen Namen. Er ist einer von uns.“ Kurze Zeit später kam Şahabüddin auf die Welt. Ich habe ihn Ahmed genannt. Er ist meine Hoffnung.

In jungem Alter war er sehr frömmig. Nachts stand er auf und verrichtete Teheccüdnamaz (ein Namaz zwischen Yatsı- und Morgennamaz). Freiwillig verrichtete er auch Namaz. Als er Lesen und Schreiben lernte, war er immer zuhause oder in der Schule. Seine restliche Zeit verbrachte er mit Lesen. Ganz schnell war er seinen Gleichaltrigen überlegen. Er nahm von zeitgnössischen Großen Unterricht. Er nahm auch von Ebu Nasr Parisa Hadithunterricht. Er wurde im Unterricht so gut, dass ihm sein Lehrer erlaubte, die Hadithe zu überliefern. Nach den weltlichen und überlieferten Wissenschaften kam er zu Tasavvuf. Er war bei vielen Sohbets der Großen. Später wurde er Anhänger des Verehrten Sadeddin Kaşgari.

Er erzählte:

- Am Anfang ging ich oft zum Verehrten Mevlana, aber ich konnte bei mir den Zustand der Geistlichkeit nicht finden. Aus dem Grund war ich traurig gestimmt. Eines Tages sah ich nach dem Freitagsnamaz auf der Gebetsloge der Heratmoschee unter den Menschen den Verehrten Mevlana. Ich flehte ihn bitterlich an. Er sagte: „Solange du sämtliche Wissenschaften in dir nicht loslassen kannst, gibt es keine Lösung für dein Problem.“ Wie ein Pfeil trafen diese Worte mein Inneres. Er ging aus der Moschee heraus und ich hinter ihm her. Er ging an einigen Läden vorbei und blieb bei einem Holzhändler stehen. Er kaufte für eine Baustelle zwei Holzstücke, 5 Ellen lang. Ich sah, wie er die Holzstücke auf seine Schultern heben wollte. Ich lief sofort hin und bat ihn um die Erlaubnis, die Holzstücke zu tragen. Er sagte: „Wenn dein Studentensein kein Hindernis ist, nimm ein Holzstück. Ich nehme das andere.“ Er trug ein Holzstück auf seiner Schulter. Ich nahm das andere Holzstück auf meinen Rücken und lief hinter ihm her. Ich dachte, er würde durch die ruhigen Straßen gehen, aber das Gegenteil war der Fall. Er ging durch die belebtesten Straßen. Die Blicke der Menschen trafen meine Ehre als Student schwer. Der Verehrte Mevlana legte auf meinen Zustand keinen Wert. Er ging weiter durch die belebtesten Straße, wo viele Menschen waren ohne Rücksicht auf meinen Zustand. Wir kamen bei seinem Haus an und ließen die Holzstücke ab. In die  sem Moment blickte er mich so an, dass ich das Gefühl hatte, sein Gefangener zu sein. Von diesem Tag an ließ ich seinen Saum nicht mehr los.

Er erzählte:

- Eines Tages, als ich in der islamischen Schule unterrichtete, wartete ich vor der Türschwelle auf den Verehrten Mevlana. Er kam nach draußen, aber in einem derartigen Zustand, dass ich erschrak. Ich hatte ihn noch nie in diesem Zustand gesehen.

Er sagte: „Durch die Debatten zwischen den weltlichen Wissenschaften und dem Verstand wird das Herz eines Menschen schwarz.“ Und er fügte hinzu: „Aus dem Grund sagte der Verehrte Alaeddin Attar: ein Möchte-gern- Wisssenschaftler müsste nach einer wissenschaftlichen Rede zwanzigmal um Vergebung bitten.“ Und als er diesen Fakir lobte, fühlte ich mich in meinem Inneren wie ein Wasserfall aus heiligem Licht. Dieses Licht erfüllte jede einzelne meiner Zellen und ich fiel in Ohnmacht. Anschließend sagte er: „Du sollst wissen, dass in Flammen brennendes Kienholz vor dem Wind zu schützen ist.“ Ja! Nach dieser Warnung achtete ich auf das brennende Kienholz. Während des Unterrichts achtete ich auch akribisch darauf. Es dauerte leider nicht lange. Eines Tages brachte ein Student ein merkwürdiges Thema zur Diskussion. Ich regte mich auf. Um diesen Studenten zu überzeugen, brauchte ich viel Energie. Am Ende sah ich, wie das Feuer in mir langsam erloschen war. Ich schämte mich. Der Verehrte Mevlana sagte: „Dieser Zustand entsteht nicht durchs Zanken und dadurch, dass man die Worte in die Länge zieht. Der Zorn verdunkelt das heilige Licht Allahs an sich.“ Mein Kopf hing herunter und ich bat ihn mit aller Kraft um Vergebung. Meine Augen waren mit Tränen gefüllt. Der Verehrte Mevlana sah meinen Zustand und zeigte Erbarmen und Liebenswürdigkeiten. Danach wurde das Feuer in meinem Herzen wieder entfacht. Von da an ließ ich meine Liebe zum Unterrichten und den Wissenschaften zur Seite. Mein ganzes Wohlwollen gab ich dem Weg ‚Hadschegan‘, um mein Verhältnis zu schützen. Ich gab alles auf, das mich von meinem Weg hätte abbringen können. Ich trennte mich keinen Moment von meinem Ziel.

Der Verehrte Mevlana Şahabüddin ging im Alter von 55 Jahren ins Jenseits. Er wurde neben seinem Mürschid, dem Verehrte Mevlana Sadeddin Kaşgari beerdigt.